Beim Bügeln auf die Ohren

Es ist wieder soweit: Am 13. November (Achtung, das ist NICHT der Buß- und Bettag!) wird der Ökumenische Predigtpreis in der Bonner Schlosskirche verliehen. Den Preis für die beste Predigt erhält in diesem Jahr ein Frauen-Duo, Christine Böckmann und Salome Lang, zwei junge Wissenschaftlerinnen aus Heidelberg, die sich in ihrer Predigt „Laute Stille – Unerhörte Stimmen zu Gen 22“ theologisch tiefgründig, mutig, sensibel und mit einer spannenden, nachahmenswerten Inszenierung im Kirchenraum mit dem Thema "Sexualisierte Gewalt" auseinandersetzen. Diese beeindruckende Predigt hat der Jury die Entscheidung sehr leicht gemacht!

Das neue Jurymitglied und Nachfolgerin von Prof. Eberhard Hauschild auf dem Bonner Lehrstuhl, Prof. Dr. Sabrina Müller, hat gleich einen wichtigen neuen Akzent vorgeschlagen. Als zusätzliche Kategorie gibt es nun den Preis für den besten „Faithcast“. Wir zeichnen einen Podcast aus, der sich herausragend der theologischen Bildung und der Kommunikation des Evangeliums widmet. Für mich als Spezialistin für die „Kurze Form“ der Predigt sind Podcasts erst mal gewöhnungsbedürftig gewesen. „Probier’s aus: Du entspannst und lernst noch was dazu. Wenn du willst, kannst du parallel bügeln,“ hat ein bekennender Podcast-Junkie zu mir gesagt, den ich um seine Meinung gebeten habe. Was soll ich sagen – inzwischen bin ich selbst zum glühenden Fan geworden. Nicht nur beim Bügeln. Kein Wunder, dass Studierende dieses Format intensiv nutzen. Podcasts können inspirierend sein und Bildung zum Wellnesserlebnis verwandeln.

Wissenschaft mit Humor

Ich hätte was darum gegeben, wenn es zu meinen Studienzeiten Podcasts gegeben hätte. Nicht allen Dozentinnen und Dozenten war und ist mit wissenschaftlicher Brillanz zugleich die Fähigkeit zu spannender Wissensvermittlung mit in die Wiege gelegt worden. Legendär ist etwa die gähnende Langeweile, die sich in den Veranstaltungen von Henning Luther verbreitet hat. Zeitzeugen verfallen noch heute bei der Erinnerung in Wehklage. Das steht in völligem Kontrast zu seinem schriftlichen Nachlass.

Von Langeweile kann im nun prämierten Podcast „Das Wort und das Fleisch“ von Martin Christian Hünerhoff und Prof. Dr. Thorsten Dietz überhaupt keine Rede sein! Was zunächst wie eine ermüdende Vorlesung über die neueste Kirchengeschichte klingt, hat große Resonanz hervorgerufen – kein Wunder. Die beiden Autoren verknüpfen Wissenschaft mit Humor und werden dem Anspruch, Kommunikation des Evangeliums auf ansprechende Weise zu vermitteln und so zur theologischen Bildung beizutragen, mehr als gerecht. Ich hoffe sehr, dass sich Hühnerhoff und Dietz durch den Preis veranlasst sehen, ihren eigentlich abgeschlossenen Podcast fortzusetzen. Bei „Das Wort und das Fleisch“ bekommt der User echte Klasse auf die Ohren.