Um es vorweg zu sagen: eine beeindruckende Publikation. Das Buch von Rabbinerin Dalia Marx, dessen Originalausgabe bereits 2018 in Israel unter dem Titel In der Zeit. Reisen durch den jüdisch israelischen Jahreskreis erschien, vermittelt einen tiefen Einblick in den Reichtum jüdischer Traditionen. Die Professorin für Liturgie und Midrasch am Hebrew Union College in Jerusalem stellt die zwölf Monate des jüdischen Kalenders vor, beschreibt wenig bekannte Überlieferungen, Riten, Gebete und häusliche Bräuche und fragt dabei immer auch, welche Bedeutung diese Traditionen im modernen Leben des 21. Jahrhunderts haben können.
„Das Anliegen dieses Buches ist es“, so Dalia Marx in ihrer Einführung, „viele Fenster und Türen zum jüdischen Kalender zu öffnen, Zimmer zu durchlüften, … verstellte Ecken zu beleuchten …“ Das Nachdenken über jeden der zwölf Monate folgt jeweils dem gleichen Aufbau: Einstimmung – Lied des Monats – Erörterungen – Gebet des Monats. Textfenster am Rande einzelner Seiten des Buches geben mit ihren Betrachtungen und Ergänzungen zusätzliche Aus- und Einblicke. Dabei bringt die Autorin viele jüdische Stimmen aus verschiedenen Zeiten und Regionen zu Gehör.
Übersetzt und für den mitteleuropäischen Kontext bearbeitet wurde das Buch durch die Hamelner Rabbinerin Ulrike Offenberg, die darüber hinaus unter anderem an Universitäten lehrt und sich am jüdisch-christlichen Gespräch beteiligt. In ihrem Vorwort betont sie, dass sich das Buch auch an eine nichtjüdische Leserschaft richtet, um so deren Wissen und Verständnis für jüdische Rituale, Bräuche und Traditionen zu fördern.
Ein beeindruckendes Buch, das fundiert und einfühlsam zu einer Reise durch den jüdischen Kalender mit seinen vielfältigen Traditionen einlädt.