Jesus und die ‚letzte Generation‘

Ein exegetisch und kirchen-politisch „inkorrekter“ Zwischenruf
Aktivisten der "Letzten Generation" bedecken das Kunstwerk "Grundgesetz 49" mit schwarzer Flüssigkeit (4. März 2023).
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Aktivisten der "Letzten Generation" bedecken das Kunstwerk "Grundgesetz 49" mit schwarzer Flüssigkeit (4. März 2023).

Spätestens seit dem Auftritt einer Sprecherin der Gruppe „Letzte Generation“ bei der EKD-Synode im vergangenen November wird über die Bedeutung der Gruppe für die evangelische Kirche gestritten – auch auf zeitzeichen.net. Der Mainzer Neutestamentler Ruben Zimmermann sieht deutliche Verbindungen der radikalen Klimaschützer:innen zur frühchristlichen Verkündigung.

Die Aktionen der Klimaaktivist:innen der so genannten ‚Letzten Generation‘ sind Symbolhandlungen, die stören, herausfordern und polarisieren. Diese Polarisierung reicht bis ins kirchliche Lager und die wissenschaftlich-theologische Reflexion. Angeheizt wurde die Debatte auch dadurch, dass Aimée van Baalen, eine Sprecherin der Letzten Generation, auf die EKD-Synode im November 2022 eingeladen wurde und sich ausgerechnet auf Jesus berufen hat. In ihrer Rede verwies sie auf Jesus als „Widerständler“, „der sich gesellschaftlichen Regeln und Normen entgegensetzte, wenn seine moralische Pflicht es verlangte. Er setzte sich immer für unterprivilegierte Menschen ein, und er riskierte letztendlich dafür den Tod.“

Der Wiener Systematik- und Ethikprofessor Ulrich Körtner hat in einer Replik hierbei eine falsche Instrumentalisierung angemahnt (und mit ihm etliche andere). Wenn Jesus zum „Ahnherr der Letzten Generation“ erklärt wird, der aus moralischer Pflicht handelte, dann liege dabei „Gesetzlichkeit pur“ vor. Körtner sieht Jesus hingegen in seinem „z(w)eitzeichen“ vom 28. Dezember als den, „der wie kein anderer Mensch in ungebrochener Beziehung und Willenseinheit mit Gott lebt und handelt und der am Ende seines Weges betet: ‚Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.‘ Den Willen des Vaters tun ist aber nicht mit einer moralischen Pflicht im philosophischen Sinne zu verwechseln. Jesus verkündigt die anbrechende Gottesherrschaft, nicht Moral.“

„Provokanter Widerständler“ oder „gehorsamer Gottessohn“?

Darf man die religiös motivierten Handlungen des Messias aus Nazareth in einem Atemzug mit denen einer politischen Aktivist:innengruppe des 21. Jahrhunderts nennen? Warum fasziniert die Aktivist:innengruppe besonders im kirchlichen Kontext, und warum führt sie gleichermaßen bei vielen zu Abwehrreaktionen?

Frau van Baalen weiß wahrscheinlich nichts über die dogmatischen Streitigkeiten zur Wesens- oder Willenseinheit zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn oder der reformatorischen Rede von Gesetz und Evangelium. Aber hat sie vielleicht eine Ahnung vom Inhalt der neutestamentlichen Überlieferung? Dies gilt es, im Folgenden zu prüfen. Wer die Aufgabe der Textauslegung nur als historische Rekonstruktion versteht, wird zweifellos Anstoß nehmen, wenn im Folgenden ein Brückenschlag zwischen Elementen der frühchristlichen und gegenwärtigen Apokalyptik vollzogen wird. Natürlich gab es keinen menschengemachten Klimawandel vor 2000 Jahren. Doch wer die Relevanz der biblischen Überlieferung auch für gegenwärtige Debatten nicht aufgeben möchte, kann durchaus Entdeckungen in den Texten machen, die hermeneutisch vermittelt auch für den aktuellen Diskurs anregend sein können.

Im Neuen Testament lesen wir zumindest, dass Jesus nicht zufällig in Konflikte mit religiösen Autoritäten und politischen Machthabern geraten ist, sondern diese auf provokante Weise auch gesucht hat (man denke an das Ährenraufen am Sabbat oder den Tumult im Tempel). Die frühchristlichen Quellen erinnern sich einhellig, dass Jesu Reich-Gottes-Verkündigung zugleich eine Umkehrpredigt war: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nah!“ (Matthäus 4,17 und Markus 1,15). Der Imperativ zur radikalen Veränderung von Denken und Handeln schließt ein ethisches Urteil über den bisherigen Lebenswandel als ‚falsch‘ ein. Jesus beruft sich hierbei auf die Tora (Matthäus 5,17), legt sie in radikaler Weise aus und ruft auch seine Jünger:innen in die Nachfolge dieses Ethos (Matthäus 5,48). Warum dürfen wir das eigentlich nicht mehr ‚Moralpredigt‘ nennen, denn mit ‚Gesetzlichkeit‘ im lutherischen Sinne hat dies reichlich wenig zu tun.

Gegen die Machteliten der Zeit gestellt

Jesus ist jemand, der – wie Frau van Baalen richtig vermutet – handelte, weil er so handeln musste, weil die Zeichen der Zeit es erforderten, oder theologischer formuliert: weil Sendungsbewusstsein und Auftrag es erforderten. In dieser Weise rücken ethische Selbstverpflichtung und Wille Gottes wieder sehr eng zusammen. Jesus begründet seine Tempelaktion (Markus 11) mit einem Prophetenwort (Jesaja 56,7) und wird in den frühchristlichen Quellen auch in eine Reihe mit den Prophet:innen Israels gestellt (z. B. Lukas 4; Markus 12, Johannes 4). Auch diese haben sich mit provokanten Zeichen- und Symbolhandlungen gegen die (politischen und religiösen) Machteliten ihrer Zeit gestellt. Auch sie ernteten Unverständnis, Spott und Anfeindungen. Die Verachtung und das gewaltsame Ende der Propheten werden somit zum Deutungsschlüssel, mit dem auch der brutale Tod Jesu, die Todesart des politischen Widerständlers am Kreuz, verstanden werden kann.

In der ältesten Schicht der Jesusüberlieferung finden sich mehrfach harte, generalisierende Gerichtsworte gegen „diese Generation“ (griechisch: γενεὰ αὕτη he genea aute). Jesus klingt hier wie ein Endzeitprophet ohne jedes Erbarmen, wenn er ‚wettert‘: „Diese Generation ist eine böse Generation!“ (Lukas 11,29). Die Männer von Ninive, die auf die Predigt von Jona umgekehrt sind, werden gegen „diese Generation“ vor Gericht aussagen (Lukas 11,32). Denn von Umkehr gibt es aktuell keine Spur. „Diese Generation“ gleicht stattdessen trotzigen Kindern auf dem Marktplatz, die sich weder durch freundliche noch durch drängelnde Aufforderungen zum Handeln motivieren lassen (Lukas 7,31). Die Weisheit selbst, die wir als Maß und Motor der Schöpfung kennen (Sprüche 8), spricht am Ende das Urteil: Die Taubheit gegenüber allen Warnungen der Propheten und Weisen wird „dieser Generation“ zur Last gelegt. Diese letzte Generation wird für das Blutvergießen aller Zeiten zur Rechenschaft gezogen (Lukas 11,49f.).

Es mag ein eigenartiger Zufall der Geschichte sein, dass damals wie heute die Rede von einer „Generation“ die Gemüter erhitzt. Doch es ist mehr als Zufall. Wenn Jesus die mit ihm lebende Generation zur Rechenschaft zieht, dann erahnen wir etwas von der apokalyptischen Grundstimmung, die zur Zeit Jesu im Judentum des zweiten Tempels vorherrschend war. Jesus selbst war ein Apokalyptiker, ein Prophet der Endzeit, der vom nahen Ende der Welt sprach (Markus 13). Das Schreckensszenario über die Zukunft wird sowohl mit Gott als auch mit dem Verhalten der Menschen in Verbindung gebracht.

Jesus machte nun ausgerechnet die mit ihm lebende Generation verantwortlich. Obgleich die gesamte Menschheitsgeschichte (seit Kain und Abel, Lukas 11,50) böse und verderbt war, wird doch explizit „diese Generation“ für alles Sterben zur Rechenschaft gezogen. Wieso? Können im endzeitlichen Gericht nicht alle für ihre jeweiligen Taten zur Verantwortung gezogen werden?

Sprechakt der radikalen Mahnung

Warum wird „diese Generation“ in Jesu Rede so schonungslos an den Pranger gestellt und offenbar zur Alleinverantwortung herangezogen? Hier kommt ein Zug in Jesu Gerichtspredigt zum Vorschein, den man in der theologischen Forschung als „realisierte Eschatologie“ bezeichnet hat. Es geht im Sprechakt der radikalen Mahnung und Anklage gar nicht um eine nüchterne Zukunftsansage oder um eine aufrechnende Strafpredigt für das fortwährenden Fehlverhaltens der Menschen (auch früherer Generationen). Die jetzt lebende Generation wird deshalb zur Rechenschaft gezogen, weil sie offenbar die einzige ist, die noch die globale Katastrophe abwenden könnte. Die wütende Mahnung an „diese Generation“ ist deshalb Jesu radikalisierter Ruf zur Umkehr. Die Gerichtsansage dient – wie bei den Prophet:innen – letztlich dazu, den Eintritt dieses Gerichts doch noch zu verhindern.

Auch die Klima-Aktivist:innen wollen die Menschen im Hier und Jetzt ermahnen. Wut und Gericht – sogar im juridischen Sinne trotz Grundgesetz Artikel 20a und des Bundesverfassungsgerichtsurteils von 2021 dazu – treffen derzeit aber noch die Aktionsgruppe selbst, anstatt sich gegen ‚diese Generation‘ und ihre Akteure zu entladen, die die Gebotenheit des Handelns verdrängen und somit – wieder einmal – die Zeichen der Zeit übersehen.

Aber es gibt noch Hoffnung: Die Aktivist:innen der letzten Generation werden oft als destruktive Unheilspropheten oder gar ‚Klimaterroristen‘ beschimpft. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Die Letzte Generation führt in aller Dringlichkeit die unausweichlichen biologischen, geologischen und sozialen Folgen des Klimawandels vor Augen. Aber die Aktionen sind letztlich von der Überzeugung getragen, dass es doch noch Hoffnung gibt, das Unheil abzuwenden (siehe auch „Wir sind die letzte Generation vor den Kipppunkten“). Kipppunkte sind Punkte, ab denen ein Prozess (insbesondere infolge der Erderwärmung – wie zum Beispiel das Abschmelzen der Polkappen) unumkehrbar einsetzt. Indem von der letzten Generation „vor den Kipppunkten“ die Rede ist, wird die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass diese Generation noch in der Lage ist, die Irreversibilität zu vermeiden.

Die in ihrer Zeit utopisch wirkende Hoffnung auf Umkehr und Rettung kann auch als Aspekt der jüdischen Apokalyptik wahrgenommen werden, der besonders im frühen Christentum unter dem Stichwort „Glaube“ wesensprägend wird. Jesus verkündigt das Ende der Zeit, seine Botschaft polarisiert. Die Risse gehen sogar durch die engste Familie (Matthäus 10,36/Lukas 12,53). Aber er verkündigt auch das Reich Gottes, das der Endzeitstimmung einen visionären Kontrapunkt entgegensetzt. Er ruft dazu auf, dieser Zusage allem Anschein zum Trotz Vertrauen zu schenken.

Es ist – wie der Täufer es formuliert hat – die Axt den Bäumen schon an die Wurzel gelegt (Lukas 3,9/Matthäus 3,10), doch der Feigenbaum erhält im Gleichnis Jesu noch eine knappe Schonfrist auf Hoffnung hin (Lukas 13,6-9). Er hat noch eine letzte Chance Früchte, und das heißt Taten, zu zeigen. Von 'billiger Gnade' ist das weit entfernt.

Diese visionäre Botschaft wird – wie beim Feigenbaum – in Parabeln formuliert, also in kontrafaktischen und gleichwohl realistischen Miniaturerzählungen, die Fenster in eine grundlegend andere Zukunft hin eröffnen und gerade in ihrer Deutungsoffenheit Prozesse des Umdenkens auslösen sollen. Es sind aber auch Symbolhandlungen, die durch provokante Aktionen den gewohnten Alltag unterbrechen und verstören.

Meister der Symbolhandlungen

Jesus war ein Meister der Symbolhandlungen, mit denen er seine Gegenüber überraschte und herausforderte. Skeptiker:innen mögen einwenden, dass der Effekt dieser Aktionen doch recht begrenzt war oder sie sogar kontraproduktiv für die ‚eigentliche‘ Botschaft waren. Denn was hat nun das Umstoßen einiger Tische von Geldwechslern im riesigen Vorhof des Jerusalemer Tempels gebracht? Wurde deshalb der Tempel- und Opferbetrieb eingestellt? Oder hat der aufsehenerregende Einzug Jesu auf einer Eselin (Matthäus 21) die imperiale Großmacht Roms zu einer friedlicheren Grundhaltung gegenüber den jüdischen Menschen veranlasst?

Symbolhandlungen stören die gewohnte Ordnung, sie fordern heraus, sie polarisieren. Sie ziehen auch Menschen in Mitleidenschaft (wie Verkäufer und Taubenhändlerinnen), die gar nicht die primären Adressat:innen der Aktion sind. Sie können sich an der Grenze der Übergriffigkeit oder sogar der Nötigung bewegen. Ihr Effekt lässt sich kaum am Kosten-Nutzen-Kalkül des Nahhorizonts ermessen. Sie taugen nicht für das abwägende Spiel der politisch Mächtigen oder als Argumente am Tisch des herrschaftsfreien Dialogs. Aber sind sie deshalb sinnlos, wirkungslos oder gar ruchlos?

Die relativ kleine Gruppe der Letzten Generation versteht es auch, durch Handlungen mit hohem Symbolwert (z. B. Blockieren von Verkehrsadern; Bespritzen von Kunstwerken und Denkmälern; Kindersärge auf Hochzeitsmesse) den Nerv gesellschaftlicher Funktionen und Werte zu treffen und damit ihrer Botschaft Ausdruck und Nachdruck zu verleihen. Die Symbolhandlung ist dabei allerdings kein Selbstzweck, sondern hat Zeichencharakter für eine ungleich größere Botschaft. Es soll nicht über die Aktionsform diskutiert werden, sondern über den Klimawandel und der damit verbundenen Bedrohung des Lebens auf Erden.

Aktive Gewaltfreiheit

Die Aktivist:innen der letzten Generation verpflichten sich mit großer Konsequenz zur Gewaltfreiheit. Sie versuchen auf Anfeindungen deeskalierend zu wirken, verzichten auf Strafanzeigen bei physischer und psychischer Gewalt gegen sie selbst. Gewaltfreiheit ist dabei aber keineswegs mit Passivität gleichzusetzen.

Auch Jesus bekennt sich zum Gewaltverzicht und zur Sanftmut (Matthäus 5), was jedoch auch bei ihm keineswegs in die passive Opferrolle mündet. Eine bestimmte Auslegungstradition der Bergpredigt sieht gerade im Hinhalten der anderen Wange oder im Mitgehen der zweiten Meile (Matthäus 5,39-41) Beispiele solcher aktiven Gewaltfreiheit. War das Tragen der Rüstung eines römischen Soldaten für eine Meile gesetzlich geregelt, so durchbricht die zweite Meile die Täter-Opfer-Rollen und lässt den Ohnmächtigen wieder Handlungssouveränität gewinnen. Der Weg Jesu und vieler ihm in dieser Hinsicht Nachfolgenden endet mit Leiden und Tod, wie Aimée van Baalen zu Recht erinnert.

Die Aktivist:innen der Letzten Generation gehen in den Hungerstreik, werden bei Sitzblockaden von Autorfahrer:innen verbal und physisch attackiert, sie gehen ins Gefängnis und nehmen hohe Geldstrafen in Kauf. Dieser Einsatz ist beeindruckend. Hohe Werte in unserer Gesellschaft wie Freiheit und körperliche Unversehrtheit werden kurzfristig aufgegeben, um sie jedoch langfristig zu erhalten. Hier nehmen Menschen für ihre eigene Überzeugungen persönliche Nachteile in Kauf.

Eine Haltung, die auch im frühen Christentum die zeitgenössische Umwelt beeindruckt hat. Hier nahmen Menschen Nachteile, Verfolgung, im Extrem sogar den Tod in Kauf, weil sie ihren Auftrag, ihre religiöse Überzeugung wichtiger erachtet haben als das eigene Leben in der Komfortzone. Ist es nicht höchst gefährlich und endet in religiösem Fanatismus, wenn Menschen so von ihrer Sache überzeugt sind, dass sie dafür selbst zu leiden bereit wären? Kann Gott tatsächlich wollen, dass man das eigene Leben missachtet oder hasst, um für seinen Glauben einzutreten (Markus 8,35; Johannes 12,25)?

Die apokalyptische Schroffheit Jesu und der von ihm geforderte Ernst der Nachfolge mögen heute im diskreten Christentum der Volkskirchen unangenehm oder gar peinlich empfunden werden. Sie können dennoch nicht aus den neutestamentlichen Schriften wegdiskutiert werden. Es ist – so wenig es kirchenpolitisch oder rechtfertigungstheologisch korrekt erscheinen mag – die Gerichtspredigt, die aufrüttelt, zum Umdenken und zur Umkehr von einem grundlegend falschen Weg der Menschheit ruft und zum konkreten Tun des Willens Gottes anleitet. Es ist die ethische Mahnung Jesu, die „diese Generation“ in die Verantwortung ruft.

Theologische Zumutungen nicht scheuen

Der Strukturvergleich zwischen Jesus und der Letzten Generation ist selbst eine provokante Störung. Er liegt jenseits des exegetischen Mainstreams historischer Kontextualisierung. Er widerstrebt auch mit dem Augenmerk auf Gericht und Tatforderung dem und Entfremdung kirchenpolitischen Tabu, auf keinen Fall als Moralpredigerin auftreten zu wollen. Und dennoch bleibt auch die Faszination, die sich aus einem Defizit speist, unter der die kirchliche Institution und akademische Theologie gleichermaßen leiden: Die Letzte Generation repräsentiert mit ihrer unbeirrbaren Überzeugung, ihrer hohen Einsatzbereitschaft und ihrer utopischen Hoffnung Aspekte, die im kirchlich-theologischen Kontext gegenwärtig vielfach verschüttet sind. Aber „Klimareligion“ oder „Endzeitsekte“, wie dies diffamierend behauptet wurde, ist sie deshalb noch lange nicht und will es auch nicht sein.

Auch theologisch sollten wir Zumutungen nicht scheuen, die zur Ermutigung werden können. Die verfassten Kirchen und die wissenschaftliche Theologie können nur sehr begrenzt selbst die Rolle der Prophet:innen einnehmen. Aber sie können die Erinnerung an ihre eigene prophetische Tradition bewahren und einen Raum eröffnen, in dem hier und da Prophet:innen aufstehen und auftreten können. Kirche und Theologie können sich hierbei von der Letzten Generation oder der Fridays-Bewegung anregen lassen, aber dürften auch mutiger ihren eigenen, theologischen Beitrag im aktuellen Klima-Diskurs suchen. Hierbei könnten die biblischen Bilder und Narrative zu kreativen Handlungen anregen. Das hat nichts mit „Gesetzlichkeit pur“ zu tun, sondern mit dem Auftrag der Kirche, „an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten“ zu erinnern (Barmer Theologische Erklärung V.).

Auch wenn die Überzeugung, aus der Menschen gegen die Zerstörung der Schöpfung aktiv werden, nicht religiös begründet sein muss, können die Sprache und der Geist des Glaubens diese Aktionen wesentlich bereichern und fundieren. Etlichen Aktivist:innen der Letzten Generation ist die Bedeutung der Kirchen und Theologie in diesen Prozessen durchaus bewusst. Werden auch die religiösen Akteure ihre Rolle in dieser Aufgabe finden?

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