Durchdachte

Tiefe Impulse für den Gottesdienst
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Gebete, Lieder, Meditationen und Impulse zu jedem Sonntag im Kirchenjahr.

Durch die am 1. Advent 2018 neu eingeführte Perikopenordnung haben sich in der Auswahl der Predigttexte gravierende Änderungen ergeben. Dies hat zur Folge, dass bisherige Agenden veraltet erscheinen. Das vorliegende Buch des Geschäftsführers der Liturgischen Konferenz hilft der entstandenen Not auf, indem es zu jedem Sonntag im Kirchenjahr passende Gebete, Lieder, Meditationen und Impulse anbietet. Pfarrerinnen und Pfarrer sowie ehrenamtlich in der Gemeinde Predigende können sich auf diese Weise verlässlich an den Vorschlägen des Autors orientieren oder sich zu Varianten inspirieren lassen.

Die liturgischen Stücke folgen einem klaren Schema: Nach der Nennung des Wochenspruchs und des Wochenpsalms folgen drei Varianten der Lesungen und Liedvorschläge. Hinzu kommen eine Mediation zum Wochenpsalm, Tagesgebet und Fürbitten sowie ein Impuls zu einem der Lesungstexte. Alle Teile sind auf das jeweilige Proprium im Kirchenjahr abgestimmt und inhaltlich im Klang und Tenor ineinander verwoben.

Die Tagesgebete sind pointiert formuliert. In kurzen Aussagesätzen wird in vertikaler Richtung Gott angeredet und nicht – wie häufig – die Gemeinde. Gott wird in seinem Tun, Wirken und Kommen erwartet und angesprochen; Jesus Christus als Erlöser, der menschliche Not kennt und für sein Reich befähigt und ruft, erwartet. Der Autor variiert in den Gebetsanreden, sein Sprachduktus bleibt dabei konstant. Die Fürbitten sind nicht kontextlos, sondern angelehnt an das Proprium des Sonntags so formuliert, dass immer wieder neue Gebetsanliegen und verschiedene Menschengruppen in den Blick kommen. Dabei wird die Gemeinde nicht in moralisierender Weise mit Handlungsaufforderungen bedacht. Da Gott und Jesus Christus als diejenigen angeredet werden, die das Notwendende bewirken können, bekommt die ausgedrückte Hoffnung ein klares Ziel. Dass der Autor in der Auswahl der im Gebet Angesprochenen immer wieder auch verschiedene Geschlechter und Altersgruppen bedenkt, ist erwähnenswert. Auch eine Fürbitte, die in der ersten Person Singular formuliert wird, hebt sich als Anregung für die im Gottesdienst Handelnden heraus.

Die Meditationen zu den Wochenpsalmen verweilen in der Regel im Sprachraum der Bibeltexte .

In der Passions- und Osterzeit bietet das Gottesdienstbuch eine Erweiterung durch eine zweite Meditation, die in Konzentration auf den Weg Jesu in den Tod und durch den Tod hindurch, die einzelnen Passagen der Passionsgeschichte daraufhin befragt, wie sie in unsere christliche Lebenswirklichkeit heute hineinsprechen.

Eine Besonderheit des Buches sind die Impulse, die jeweils zu einem Lesungstext an das Ende jeder Einheit gestellt werden. Sie können als Predigtmediation verwendet werden, als Impuls im Anschluss an eine Lesung oder aber als eigenständige Andacht. Inhaltlich offenbaren gerade diese Impulse schöne Überraschungen für die liturgisch Handelnden. Der Impuls zum Magnifikat etwa legt einen Schwerpunkt auf den Aspekt, dass Maria das ihr persönlich Widerfahrene auf ihr Volk ausweitet und somit zu einer exemplarisch Glaubenden wird. Und sehr anschaulich erklärt der Verfasser, warum Jesus bei der Fußwaschung Petrus (und uns) die Füße, aber „nicht den Kopf wäscht“ .

Kritisch ist im Blick auf die Auswahl der Bibelstellen für die Impulse anzufragen, warum hier, mit einer Ausnahme (Altjahrsabend/2. Mose 13,20–22) ausschließlich Evangelientexte gewählt wurden. Dies widerspricht der veränderten Gewichtung alttestamentlicher Texte in der neuen Perikopenordnung. Auch wäre für die Praxis ein Register mit den für die Impulse ausgewählten Bibelstellen hilfreich gewesen.

Diese Kritik ändert nichts an der Beobachtung, dass dem Autor seine 20-jährige pastorale und liturgische Arbeit abzuspüren ist. So verraten die Meditationen Essenzen aus seiner Predigttätigkeit, die Gebete eine liturgische Konzentration, die von durchdachter Tiefe zeugt.

Bettina Rehbein

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