Kennen Sie Kieve?

Was die Kirche für eine nachhaltige Entwicklung tun kann

Kennen Sie Kieve? Oder Wredenhagen? Wahrscheinlich eher nicht, die Orte liegen zwar in der landschaftlich sehr reizvollen Mecklenburgischen Seenplatte, sind aber nicht gerade ein Hot Spot des Weltgeschehens. Und dennoch geschehen hier bemerkenswerte Dinge. So haben die 390 Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Kieve-Wredenhagen neue Pachtverträge mit den Landwirten geschlossen, die die Gemeindeäcker nutzen wollen. Warum das erwähnenswert ist? Erstens: Weil die Gemeinde, wie viele andere auch, jahrelang diese Vertragsangelegenheiten dem Kirchenkreis überließ und das nun nicht mehr tut, und weil sie zweitens von den Pächtern höhere Umweltstandards fordert. Ackergifte wie etwa Glyphosat sind nun streng verboten, Bodenanalysen und eine fünfgliederige Fruchtfolge sind Pflicht.

Mit diesem Schritt hat es die Gemeinde nicht nur geschafft, als gutes Beispiel in dem aktuellen Impulspapier der EKD-Kammer für nachhaltige Entwicklung erwähnt zu werden. Sie hat auch ihren Teil dazu beigetragen, dass die „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen Wirklichkeit wird. Diese besteht aus 17 Zielen (und 169 Unterzielen) und wurde vor drei Jahren von 179 Staaten der Welt verabschiedet. Die „Agenda 2030“ hat die Milleniumgoals abgelöst, mit denen die UN die Situation in den Entwicklungsländern verbessern wollte. Seitdem sind alle Staaten Entwicklungsländer, denn kein Land der Erde kann von sich sagen, dass es die 17 Ziele erreicht hat, also Gleichberechtigung der Geschlechter, Armutsbekämpfung, weniger materielle Ungleichheit, klimafreundliche Wirtschaft, ressourcenschonende Landwirtschaft, beste Bildungschancen für alle - und vieles mehr.

Kritiker finden das alles zu kompliziert und unübersichtlich. Aber wer behauptet, dass die Welt einfach zu verbessern ist, ist naiv oder ein Populist.

Deshalb ist es zu begrüßen, dass sich die Kammer für nachhaltige Entwicklung nun dem komplexen Thema angenommen hat. Denn die Bewahrung der Schöpfung, die Solidarität mit den Armen und politische Gerechtigkeit sind ja urchristliche Themen. Darauf weist das Papier selbstverständlich auch hin und nennt zu ausgewählten Zielen der Agenda konkrete Best-Practice-Beispiele aus Kirchengemeinden und Landeskirchen. Sie sollen und können zur Nachahmung und Anregung für eigene Projekte dienen.

Denn natürlich sind die Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft. Noch immer gibt es Landeskirchen, die kein Klimaschutzkonzept verabschiedet haben. Noch immer weiß man nicht, wieviel Ackerflächen eigentlich im Besitz der Kirchen sind und wieviel davon nachhaltig bewirtschaftet werden, weil ein zentrales Register fehlt, von verbindlichen gemeinsamen Vorgaben für die Verpachtung ganz zu schweigen. Noch immer gibt es viel zu viele kirchliche Einrichtungen, die aus Kostengründen auf ökofaire Beschaffung verzichten. Ebenso wie viel zu viele Pfleger und Pflegerinnen in kirchlichen Heimen, die zu wenig verdienen.

Deshalb ist es zu begrüßen, dass sich die Kammer für nachhaltige Entwicklung nun dem komplexen Thema angenommen hat. Denn die Bewahrung der Schöpfung, die Solidarität mit den Armen und politische Gerechtigkeit sind ja urchristliche Themen. Darauf weist das Papier selbstverständlich auch hin und nennt zu ausgewählten Zielen der Agenda konkrete Best-Practice-Beispiele aus Kirchengemeinden und Landeskirchen. Sie sollen und können zur Nachahmung und Anregung für eigene Projekte dienen.

Denn natürlich sind die Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft. Noch immer gibt es Landeskirchen, die kein Klimaschutzkonzept verabschiedet haben. Noch immer weiß man nicht, wieviel Ackerflächen eigentlich im Besitz der Kirchen sind und wieviel davon nachhaltig bewirtschaftet werden, weil ein zentrales Register fehlt, von verbindlichen gemeinsamen Vorgaben für die Verpachtung ganz zu schweigen. Noch immer gibt es viel zu viele kirchliche Einrichtungen, die aus Kostengründen auf ökofaire Beschaffung verzichten. Ebenso wie viel zu viele Pfleger und Pflegerinnen in kirchlichen Heimen, die zu wenig verdienen.

Gerade der letzte Punkt verweist darauf, dass die Umsetzung der Agenda 2030 nicht nur an den Kirchen und ihren Mitgliedern hängt. Aber sie können ihren Teil dazu beitragen, beim Einkauf für das nächste Gemeindefest, bei der Planung der nächsten Dienstreise, bei der Renovierung des Gemeindehauses, bei der Gestaltung der Arbeitsverträge ... Kieve-Wredenhagen ist nämlich überall.

Stephan Kosch

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