Klar gegen Judenmission

Synodenerklärung „Der Herr lässt sein Heil kundwerden“
Die EKD-Synode hat sich klar gegen die Judenmission positioniert. Ein andere Klärung aber steht noch aus.

Eine EKD-Synode ohne Wahlen - das ist lange her: 2013 in Düsseldorf gab es einen dramatischen Showdown bei der Präseswahl, bei dem sich der Bayer Günter Beckstein und die Bremerin Brigitte Boehme verhakten, bis schließlich Irmgard Schwaetzer aus dem Stand eine große Mehrheit fand. 2014 in Dresden musste mit Heinrich Bedford-Strohm vorzeitig ein neuer Ratsvorsitzender gewählt werden, weil Nikolaus Schneider aus wichtigen persönlichen Gründen aufhören wollte. Und im Mai 2015 in Würzburg hatte die neue Synode der EKD dann turnusgemäß ein neues Präsidium und im November 2015 zusammen mit der Kirchenkonferenz einen neuen Rat der EKD zu wählen.

2016 in Magdeburg gab es nichts dergleichen, und so war es über weite Strecken eine sehr, sehr ruhige Synode. Der große Aufreger kam erst am letzten Tag, und wieder war es eine Wahl: Die Synodalen erwachten, und es war klar, dass Donald Trump neuer US-Präsident werden würde. Bereits am Vormittag wurde eine „Entschließung der EKD-Synode zum Ausgang der US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen“ veröffentlicht, in der das Ergebnis „mit Bestürzung“ zur Kenntnis genommen wurde. Auch stand darin, dass Trump mit „Parolen der Angst, des Hasses und der Ausgrenzung ganzer Menschengruppen“ geworben habe. „Ach, was“, hörte manch Beobachter im Geiste den unvergessenen Loriot sagen. Immerhin nahm die Synode das missliche Ergebnis „mit Respekt vor der demokratischen Willensbildung“ zur Kenntnis. Wie beruhigend ...

Viel wichtiger als diese Entschließung ist hingegen die „Erklärung zu Juden und Christen als Zeugen der Treue Gottes“. In diesem Text positionierte sich die EKD-Synode klar gegen die sogenannte Judenmission: „Alle Bemühungen, Juden zum Religionswechsel zu bewegen, widersprechen dem Bekenntnis zur Treue Gottes und der Erwählung Israels.“

Damit bringt die Synode formal eine Entwicklung zum Abschluss, die 1950 auf der EKD-Synode in Berlin-Weißensee begann. Dort war erklärt worden, „daß Gottes Verheißung über dem von ihm erwählten Volk Israel auch nach der Kreuzigung Jesus Christi in Kraft geblieben ist“. Die neue Erklärung hält nun fest: „Wir sehen uns vor der Herausforderung, unser Verhältnis zu Gott und unsere Verantwortung in der Welt auch von unserer Verbundenheit mit dem jüdischen Volk her theologisch und geistlich zu verstehen und zu leben.“ Am Ende der Erklärung bittet die Synode, diese Erkenntnisse in die Gemeinden zu tragen und dafür Sorge zu tragen, „dass die Begegnung mit den unterschiedlichen Formen jüdischer Glaubenspraxis zu einem tieferen Verständnis des eigenen christlichen Glaubens führt“.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßte die EKD-Erklärung umgehend und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass sie auch von jenen Gemeinden umgesetzt werde, die bisher „einen anderen Weg eingeschlagen haben“. Dies gelte auch für die „sogenannten messianischen Juden, die keine Juden sind“ (siehe Seite 71). Diese Gruppe, deren Angehörige sich selbst als Juden verstehen, die Jesus als Messias anerkennen, findet im neuen EKD-Papier keine explizite Erwähnung. Es wäre insofern durchaus interessant zu erfahren, wie die EKD ihre Stellung zu den Messianischen Juden definiert. Diese Klärung steht noch aus.

Reinhard Mawick

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