Mut zur Lücke

Ein spannendes Hörprojekt
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Ob es einer Protestantin in den Kram passt, oder nicht: Die kulturgeschichtliche Nachwirkung der katholischen Heiligenlegenden ist mindestens so groß wie die der Bibel.

Ich hätte wetten können, dass die Legende von den sieben Schläfern von den Brüdern Grimm stammt. Durch das Nachhören dieser und anderer Legenden bin ich klüger geworden. Vor allem aber habe ich mich gut unterhalten und hoch amüsiert gefühlt. Der Kirchenvater Hieronymus hat der christlichen Nachwelt nicht nur die lateinische Übersetzung der Hebräischen Bibel hinterlassen. Viel sympathischer macht diesen Mann, dass er einen Löwen zähmte, ihn zum Eselshüter ausbildete und mit dem Raubtier in einem Haus lebte.

Ob es einer Protestantin in den Kram passt, oder nicht: Die kulturgeschichtliche Nachwirkung der katholischen Heiligenlegenden ist mindestens so groß wie die der Bibel. Diesen Schatz zu heben, hat sich der Hörverlag mit seinem Projekt zum Ziel gesetzt. Die Auswahl - 32 von über 10.000 Legenden - vermittelt einen ersten Eindruck von der Vielfalt dieser Texte. Der Schatz besteht nicht nur aus literarischen Perlen. Die eifrigsten Stimmvariationen können die bloß erbaulichen Berichte über Barbara, Dorothea und andere frommen Jungfrauen nicht aufpeppen, wollen es wohl auch gar nicht. Wie dann aber Stefan Wilkening das hoch spannende Leben des Christopherus zu akzentuieren vermag, ist eine Meisterleistung. Zwischen fremdartigen Erzählstrukturen und postmodernen Hörgewohnheiten eine Brücke zu bauen, ist die exklusive Chance eines solchen Hörprojekts. Das ausgezeichnete Beiheft informiert über Quellen, historische Hintergründe und kunsthistorische Bezüge. Somit wird diese Sammlung nicht nur erbaulichen und literarischen Interessen gerecht. Sie ist auch ein Nachschlagewerk - mit Mut zur Lücke.

Der große Legendenschatz. Lesungen ausgewählter Legenden. 4 CDs, Der Hörverlag.

Susanne Krahe

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