Standgehalten

In den Fängen der Stasi
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Die Tonaufnahmen lassen verschiedene Aspekte des Bürgerrechtlers, Schriftstellers, Psychologen und Mitarbeiter der Gauckbehörde deutlich werden. Doch man sollte besser lesen, was Jürgen Fuchs geschrieben hat.

Die Nähe ist zufällig und doch passend: Westlich des Berliner U-Bahnhofes "Dahlem-Dorf" stehen Annenkirche, Gemeindehaus und Pfarrhaus, Zentren des evangelisch-kirchlichen Widerstandes gegen das NS-Regime. Und östlich der U-Bahn liegt der Jürgen-Fuchs-Platz. Er erinnert an den DDR-Bürgerrechtler, der 1999 im Alter von 48 Jahren an einer seltenen Blutkrankheit starb.

Den Mut zum Widerstand habe in ihm auch eine Großmutter geweckt, die sich in der Nazizeit zur Bekennenden Kirche gehalten hielt, verrät Fuchs in einem der Interviews, die das Hörbuch enthält. Ein "prägendes Erlebnis" waren für den Vogtländer die Panzer, die im August 1968 Richtung Süden rollten, um den Prager Frühling niederzuwalzen.

In Jena, wo Fuchs Psychologie studierte, lernte er Sibylle Havemann kennen und durch sie ihren Vater. Fuchs wurde 1976 auch verhaftet, weil die Stasi mehr über Robert Havemann erfahren wollte. Aber Fuchs verweigerte in der Haft monatelang jede Aussage. Und man kann nur bewundern, wie er der Psychofolter widerstehen konnte, die er in einem Teil des Hörbuches ausführlich schildert. Eine "gewisse Vorbereitung" darauf sei der Wehrdienst gewesen.

Tonaufnahmen von 1990, 1996 und 1998 lassen verschiedene Aspekte des Bürgerrechtlers, Schriftstellers, Psychologen und Mitarbeiter der Gauckbehörde deutlich werden. Aber gelegentlich ermüdet die Redundanz. Man sollte besser lesen, was Jürgen Fuchs geschrieben hat. Aber Ausschnitte des Hörbuches eignen sich für den Schul- und Konfirmandenunterricht. So würden Nachgeborene das DDR-Regime kennenlernen - und einen Menschen, der standhaft geblieben ist.

Landschaften der Lüge. Gespräche mit Jürgen Fuchs. HörbuchHamburg, Hamburg 2013, 2 CDs.

Jürgen Wandel

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