"Nur der Islam ..."

Ein Punktum
Vielleicht sollte B. dem Islam klar machen, dass er die "schulpflichtigen Muslime" nur in gesperrten Schulen "zum Gebet bittet" und das Kriegführen gefälligst bleiben lässt. Sonst wird zurückgeschossen, natürlich nur mit UN-Mandat.

Der Islam habe dem "Schulfrieden den Krieg erklärt", schreibt Christian B. in der Frankfurter Rundschau. Denn der Islam "bittet selbst schulpflichtige Muslime zum Gebet", oh je.

Anlass für B.s Lamento ist die Klage des Berliner Schülers Yunnus M. vor dem Bundesverwaltungsgericht, weil er in seiner Schule nicht beten durfte. "Nur der Islam hat dem deutschen Schulfrieden den Krieg erklärt", meint der Redakteur. Dagegen hätten "alle Weltreligionen von alters her global mit Rücksicht auf den Schulfrieden darauf verzichtet, ihren schulpflichtigen Gläubigen für die Vormittagsstunden feste Gebetszeiten vorzuschreiben".

Nun mag sich B. "von alters her" und "global" auskennen, aber offensichtlich nicht in der Nähe. So beginnt in öffentlichen Schulen Süddeutschlands die erste Stunde durchaus mit einem Gebet. Und in England ist an Staatsschulen eine Schulandacht verbreitet.

Aber es geht doch um Krieg und Frieden. Da sind solche Feinheiten unwichtig. Der Redakteur zitiert ausführlich Voltaires "Gebet um Toleranz". Das gefällt ihm. Der war sooo tolerant: Für ihn zählten die Juden unter den Nationen zu den "verachtenswertesten, die jemals die Erde beschmutzten". Immerhin können jüdische Schüler nicht mehr den deutschen Schulfrieden gefährden und am Samstag dem Unterricht fernbleiben. Und Voltaires Toleranz gegenüber der katholischen Kirche? Wollte er nicht "die Niederträchtige zermalmen"?

Aber mit den Kruzifixen stört der Katholizismus ja auch den deutschen Schulfrieden. Und nicht nur den. Zunächst hat es sogar so ausgesehen, als gefährde er auch den Frieden auf Deutschlands Straßen. So fuhr Benedikt xvi. in Freiburg mit seinem Papamobil spazieren, ohne angeschnallt zu sein. Aber er wurde angezeigt. Nein, nicht von B. Von einem "Dortmunder", meldete dpa. Aber die Angelegenheit wurde eingestellt, weil der Papst auf einer gesperrten Straße unterwegs war. Und da gilt die Straßenverkehrsordnung nicht. Vielleicht sollte Redakteur B. dem Islam in seinem nächsten Kommentar klar machen, dass er die "schulpflichtigen Muslime" nur in gesperrten Schulen "zum Gebet bittet" und das Kriegführen gefälligst bleiben lässt. Sonst wird zurückgeschossen, natürlich nur mit UN-Mandat.

Mancher FR-Leser mag sich die Augen gerieben haben, als er den Kommentar las. Aber es ändert sich halt alles: Die ZEIT bietet Ex-Dr. zu Guttenberg eine Plattform zum Comeback, die Kanzlerin hat ihre Unterstützung der Atomkraft aufgegeben und die Frankfurter Rundschau ihre linksliberale Haltung.

Jürgen Wandel

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