Mutiger Mann

Impulsgeber der Kirche
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Beutel schildert Ebeling als einen Pfarrer, der mutig für die ihm in der Gemeinde anvertrauten Menschen gegen das NS-Regime eintrat, der aber nie die Kanzel oder das Katheder zur politischen Agitation nutzen wollte.

Inzwischen ist Gerhard Ebeling, der der protestantischen Kirchengeschichte wichtige Impulse gegeben hat, selbst eine Gestalt dieser Geschichte. Seine Devise, es mit seiner wissenschaftlichen Arbeit den Pastoren so schwer wie nötig zu machen, steht für preußische Strenge und für das Wissen um die Größe der Aufgabe, mit den Menschen der Gegenwart nicht etwa nur über Gott zu reden, sondern von Gott zu sprechen.

Ebeling wurde am 6. Juli 1912 in Steglitz geboren und wuchs als Sohn eines Lehrers, der sich selbst gern intensiver mit Theologie beschäftigt hätte, in einem protestantischen Umfeld auf. Die große Biographie, die der Kirchengeschichtler Albrecht Beutel anlässlich des 100. Geburtstages nun vorlegt, porträtiert Ebeling als einen bescheidenen, eher ernsten Menschen, der sich kaum an den kulturellen Grenzen seines Milieus gestoßen, sondern früh seine Tat- und Urteilskraft darauf verwandt hat, in seinem Glauben sprachfähig zu werden für die bedrängende Situation seiner Mitmenschen, seiner Kirche und seines Landes.

Beutel schildert Ebeling als einen Pfarrer, der mutig für die ihm in der Gemeinde anvertrauten Menschen gegen das NS-Regime eintrat, der aber nie die Kanzel oder das Katheder zur politischen Agitation nutzen wollte. Der Pfarrer und spätere Hochschullehrer war in seiner lebenslangen Konzentration auf Leben und Denken Martin Luthers nie in der Versuchung, im Menschen mehr zu sehen als das Geschöpf, das ganz auf Gottes zuvorkommende Liebe und Gnade angewiesen und auch im Glauben immer fehlbar bleiben würde.

Ihm kam es immer wieder darauf an, den ganzen Unterschied zwischen Gott und Mensch zu betonen; weshalb er auch an dieser Unterscheidung in Jesus Christus festhielt und damit an der Liebe als das Menschlichste an Gott und das Göttlichste am Menschen. Unter solchen Voraussetzungen verbot es sich für den Pfarrer, einen Glauben zu lehren, der aus dem Befolgen von Vorschriften einfach hervorgehen könnte. Der Mensch könne nur dann angemessen von Gott sprechen, wenn er ihn betend anrede.

Auf die Grundsituation des Gebets insistierte der Theologe in seinem Werk; und wenn er auch nicht mehr zu einer von ihm erwarteten Gesamtdarstellung lutherischer Theologie gefunden hat, dann wirkt doch sein Werk darin vollendet, dass er in konzentrischen Kreisen immer anschaulicher die Gegenwart des von Gott angesprochenen und zu ihm betenden Menschen zu beschreiben wusste.

Gerade in der Konzentration auf die Gegenwart des Glaubens war Ebeling aber auch ganz Historiker. Er machte ernst mit dem Wissen, dass das Wort Gottes in historischer Sprachgestalt vermittelt ist und die Kirchengeschichte als eine theologische Disziplin die Geschichte der Auslegung der Heiligen Schrift wissenschaftlich zu beschreiben habe. So verhalf er der Kirchengeschichte zu einem eigenständigen Profil gegenüber der säkularen Geschichtsforschung, ohne die wissenschaftlichen Ansprüche einfach zu unterlaufen. Mit Ebeling ist die Unterscheidung zwischen der Vermittlung tradierter religiöser Inhalte und der medialen Präsenz des Religiösen als eine der Hauptaufgaben evangelischer Theologie profiliert worden.

Bei seinem Bemühen um Verständigung über den Glauben hielt er allerdings wenig von einer Ermäßigung, die dem glaubensfernen Menschen den ganzen Gott gar nicht zumuten will, aber ebenso wenig von einer in Formen erstarrten Belehrung über den Glauben oder von einer als Einfalt auftretenden Simplifizierung gläubiger Inhalte. Darin ist der Gelehrte bis heute seiner Kirche immer noch voraus. Albrecht Beutel: Gerhard Ebeling. Eine Biographie. Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2012, 606 Seiten, Euro 49,-.

Friedrich Seven

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