„Tendenz steigend“
zeitzeichen: Herr Professor Wolffsohn, mögen Sie noch über Antisemitismus reden?
MICHAEL WOLFFSOHN: Es ist ein Dauerthema, und auch Juden reden am liebsten über sich selbst. Diese Negativ-Thema ist leider überlebenswichtig. Also müssen wir darüber reden.
Wie gehen Sie damit um, wenn man schon lange vor dem Antisemitismus warnt - und trotzdem ändert sich anscheinend nichts?
MICHAEL WOLFFSOHN: Das würde ich nicht so sehen. Das Phänomen besteht seit 3.000 Jahren mit unterschiedlichen Trägern. Die Erfinder des Antisemitismus sind die alten Ägypter. In der Bundesrepublik Deutschland gilt es historisch zu differenzieren. Im Jahre 1949 gab es laut den Daten des Allensbacher Instituts knapp 50 Prozent Antisemiten. Seit den Achtzigerjahren liegt der Anteil mit denselben Indikatoren bei etwa 15 bis 20 Prozent. So gesehen ist der Antisemitismus auf der Makroebene deutlich zurückgegangen.
Aber gibt es nicht einen neuen Antisemitismus?
MICHAEL WOLFFSOHN: Heute haben wir in Deutschland und in Westeuropa eine neue beziehungsweise eine altneue antisemitische Gefahr, die aus dem Bereich der muslimischen Bevölkerung kommt. Das heißt nicht, dass alle Muslime Antisemiten wären. Aber dass es auch im Islam Antisemitismus gibt, Antijudaismus, ist unbestreitbar. Um Ihre Frage mit einem Zitat von Georg Kreisler präzise zu beantworten: Nur in Israel ist der Antisemitismus eine innerjüdische Angelegenheit.
Die 15 bis 20 Prozent Antisemiten in Deutschland scheinen ja konstant zu sein. Warum haben alle Bemühungen seit mehr als 30 Jahren, diesen Anteil zu senken, keinen Erfolg?
MICHAEL WOLFFSOHN : Antisemitismus ist ein sehr bewährtes Instrument der jeweiligen Abgrenzung von unterschiedlichen Akteuren. Und wenn Sie das instrumentell-historisch betrachten, ist es sozusagen eine menschheitliche Schwäche, dass man bewährte Instrumente weiter gerne anwendet, und zwar durchaus in Kopie. Dafür braucht es gar keine Juden. Es gibt, etwa in Japan, Antisemitismus, ohne dass es eine ernstzunehmende Zahl von Juden gibt. Also, Sie brauchen keine Juden, um Antisemiten zu bekommen. Es ist ein erfolgreiches Instrument, andere Gruppen direkt oder indirekt zu attackieren.
Sie haben schon vor Jahrzehnten den Begriff „Auschwitzkeule“ geprägt. Der damalige Vorsitzende der jüdischen Gemeinschaft in Westdeutschland, Heinz Galinski, nutze sie zu häufig, kritisierten Sie damals.
MICHAEL WOLFFSOHN: Der inflationäre Gebrauch des Begriffs „Auschwitz“ ist schädlich. Jeder, der einem wie auch immer zu definierenden linken Spektrum damals nicht behagte, war ein Nazi, Faschist oder Unterstützer von KZ-Systemen, „Auschwitz“ sozusagen als Chiffre. In erster Linie richtete sich diese Kritik und die Beschreibung „Auschwitzkeule“ gar nicht gegen Galinski, sondern gegen die deutsche und inzwischen längst auch internationale Untugend, dass der Andersdenkende, den man total diskriminieren und mundtod machen will, ein Nazi, Faschist und so weiter ist. Ein ganz schlimmes Verhalten, weil es den Nationalsozialismus nachträglich noch verniedlicht.
Gibt es gegenwärtig eine neue antisemitische Welle - oder ist es im Grund „The same procedure as every year“?
MICHAEL WOLFFSOHN: It’s the same procedure, was die Opfer betrifft, die Zielgruppe. Also Juden. Dem kann kein Jude entfliehen. Für den Antisemiten ist der Jude als Jude der Feind. Da kann er ein linker Jude oder ein rechter Jude, pro Zentralrat, gegen Zentralrat sein. „Jud bleibt Jud“, wie es schon in Andorra von Max Frisch heißt.
Hat sich gar nichts verändert?
MICHAEL WOLFFSOHN: Die Gewalttätigkeit ist neu in Bundesdeutschland. Der Anteil der Antisemiten an der Bevölkerung ist relativ konstant, aber wir haben einen Austausch der Träger. Die amtlichen Zahlen, dass die meisten antisemitischen Delikte von rechts kämen, sind nur ein Teil der Wahrheit. Denn die gewalttätigen Aktionen gegen Juden werden zu mehr als 90 Prozent von muslimischen Tätern begangen. Tendenz steigend aufgrund des demographischen Zuwachses an Muslimen in Deutschland und Westeuropa.
Ist das aber nicht auch der Versuch einer gewissen Exkulpierung der deutschen Gesellschaft, nach dem Motto: Wir hätten den Antisemitismus fast überwunden, wenn jetzt diese Muslime nicht wären …
MICHAEL WOLFFSOHN: Nein, denn es gibt zwei Grundformen des Antisemitismus: Einmal den diskriminatorischen Antisemitismus und zum anderen den liquidatorischen Antisemitismus, von der Ohrfeige, dem Faustschlag bis hin zur Ermordung. Der diskriminatorische Antisemitismus ist höchst unerfreulich, aber er ist eben nicht liquidatorisch. Den gab es immer. Auch theologisch bedingt.
Und das hat sich jetzt geändert?
MICHAEL WOLFFSOHN: Ja, natürlich. Aber nicht innerhalb des alten deutschen Spektrums. Bei aller Kritik an rechten und linken Antisemiten der Nachkriegszeit war er in der Regel nicht liquidatorisch, abgesehen natürlich von schlimmen Einzelfällen - wie der Ermordung des Verlegers Shlomo Lewin in Erlangen im Jahre 1980. Also, es gab auch jüdische Opfer des Rechtsextremismus in Deutschland. Aber quantitativ ist im Vergleich zu der neuen antisemitischen Gewalt ganz eindeutig, dass hier muslimische Akteure dominieren.
Woran liegt das?
MICHAEL WOLFFSOHN : Der traditionelle Antijudaismus ist der, den man schon im Koran und in der Biographie des Propheten findet. Verschärft wird er, wenn Israel fälschlicherweise als Apartheidstaat bezeichnet wird, wie das etwa Sigmar Gabriel tut. Gleichzeitig nennt er Abbas seinen Freund. Der Abbas, der Terror gegen Juden mit Märtyrerrenten belohnt. Das ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die sagen: Apartheid ist Gewalt, direkte oder indirekte, also ist es legitim gegen diese Gewalt selbst Gewalt anzuwenden. Jeder Politiker, der diese tödliche, falsche Analyse formuliert, bewirkt oder legitimiert faktisch antijüdische Gewalt.
Sie waren lange Jahre Professor an einer Universität der Bundeswehr. Es wird immer wieder über rechtsextremistische, revisionistische Skandale aus der Truppe berichtet. Wie haben Sie das erlebt: Wie groß ist der Antisemitismus in der Bundeswehr?
MICHAEL WOLFFSOHN: Seit Jahrzehnten haben die NPD-Leute und alle diese furchtbaren Parteien und Gruppierungen der nichtdemokratischen Rechten öffentlich angekündigt: Wir gehen verstärkt in die Bundeswehr. Deshalb ist der Anteil von Antisemiten dort höher als in der Gesamtbevölkerung, auch wenn der herrschende Geist der Bundeswehr definitiv nicht antisemitisch ist. Aber eine Überproportionierung gibt es natürlich aufgrund dieser Strukturen. Deshalb habe ich das harte Durchgreifen der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Frühsommer 2017 sehr begrüßt. Da gab es eine Häufung solcher Fälle, und dann kann man nicht wie eine beleidigte Leberwurst reagieren wie die Führung der Bundeswehr und auch weite Teile der Medien. Und das alles aus Gründen, die mit dem Problem weniger zu tun hatten als mit Frau von der Leyen, die manche sehr gerne kritisieren.
Eine Studie des American Jewish Committee (AJC) hat jüngst festgestellt, dass Antisemitismus bei den Flüchtlingen in Deutschland recht weit verbreitet ist. Sollte es für Flüchtlinge, bei denen man antisemitische Äußerungen hört, deswegen kein Asyl oder kein Bleiberecht geben?
MICHAEL WOLFFSOHN: Menschen in Not muss geholfen werden. Da erstellt man kein psychologisches oder politisches Gutachten. Aber wenn jemand in mein Haus kommt, darf ich erwarten, dass er die Regeln des Hauses beachtet. Und zu den Grundregeln der bundesdeutschen Gesellschaft zählt im zivilisatorischen Alltag der Verzicht auf jegliche Gewalt. Das heißt, Flüchtlinge aufnehmen, ja. Aber sobald und sofern es klar nachweisbare Gefahren gibt, die im Verzug sind oder auch vollendet worden sind, muss konsequent gehandelt werden. Nicht, weil die Täter vielleicht Muslime sind, sondern weil hier der normative Regelkonsens gebrochen wird.
Sie würden es also an der konkreten Gefährlichkeit festmachen und nicht an der offen geäußerten antisemitischen Einstellung?
MICHAEL WOLFFSOHN: Ja, wenn sich eine Tat abzeichnet, ist es ein Fall für die Sicherheitsbehörden, deren Arbeit zu verbessern ist. Aber es ist völlig ausgeschlossen, dass jemand aufgrund seiner Herkunft, Hautfarbe oder was auch immer nicht den Schutz bekommt, der jedem Menschen von unserem Grundgesetz her garantiert ist. Die jüdische Gemeinschaft ist diesbezüglich gespalten. Die einen sagen, und das ist auch meine Position, unsere Eltern und Großeltern, oder inzwischen Urgroßeltern, waren selbst Flüchtlinge. Und die Tore der Welt waren verschlossen. Das darf nicht sein. Und man kann nicht darüber klagen, dass Juden die Tore verschlossen blieben, aber Flüchtlingen sollen sie heute ebenfalls verschlossen bleiben.
Mit der AfD ist nun eine Partei im Bundestag, in der eine wichtige Figur, Björn Höcke, sagt, das Holocaust-Mahnmal sei ein „Denkmal der Schande“ und die deutsche Geschichtspolitik müsse im Grunde umgekehrt werden. Wird Ihnen da angst und bange?
MICHAEL WOLFFSOHN: Ich höre das seit Jahrzehnten. Die Höckes kommen und gehen. Diese Argumente gehören zu dem, was wir eingangs im Zusammenhang mit dem diskriminatorischen Antisemitismus besprochen haben. Ich kann aber nicht feststellen, dass Herr Höcke auch nur eine einzige Bombe in eine jüdische Einrichtung gelegt hat. Dass die AfD im Bundestag ist, gefällt mir nicht, klar. Aber es gibt keine Demokratie à la carte. Wenn diese Partei nach deutschem Recht zugelassen ist, dann stehen ihr die Vergünstigungen des Parteienrechts zu, auch wenn es mir nicht gefällt. Und außerdem besteht die AfD nicht nur aus Höckes oder Schmöckes, sondern in erster Linie aus vielen Schmocks (jiddisch für „Tölpel“, Anm. d.Red.), aber, machen wir uns nichts vor, auch aus besorgten Bürgern.
Beim linken Antisemitismus ist die Israelkritik das Haupteinfallstor. Es gibt da so Phänomene wie die bds-Bewegung, „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“. Wie erklären Sie sich, dass viele Linke einen antisemitischen Hintergrund dieser Bewegung nicht sehen wollen?
MICHAEL WOLFFSOHN: Weil sie den allergefährlichsten, den liquidatorischen Antisemitismus auf den Faschismus beziehungsweise Nationalsozialismus beziehen. Das ist aber ein völlig ahistorischer Reflex. Antisemitismus ist wie gesagt ein Instrument, und das Instrument benutzen viele. Wenn wir die Sache historisch betrachten, gibt es seit jeher einen linken Antisemitismus. Karl Marx ist, wenngleich jüdischer Herkunft, wenn Sie seine Schrift zur Judenfrage lesen, alles andere als fein. Übrigens tummeln sich bei BDS viele Juden. Karl Marx lässt grüßen.
Wie meinen Sie das?
MICHAEL WOLFFSOHN: Für Marx ist der Jude sozusagen Teil der feindlichen Klasse. Diese Analyse wurde bis in die Sozialdemokratie der Weimarer Republik und der Nazizeit hinein geteilt. Ich habe mich jüngst mit den Einstellungen von exilierten deutschen Sozialdemokraten zur jüdischen Frage beschäftigt. Der Jude als der Inbegriff des Kapitalisten, so die Idee, gehöre zur kapitalistischen Klasse, die überwunden werden müsse. Willy Brandt schrieb im Februar 1945, man müsse den deutschen Kriegsopfern Entschädigung geben und auch den Juden. Er stellt also deutsche Opfer gleich mit Juden. Deswegen ist Willy Brandt kein Antisemit, aber es zeigt, dass es diese Befangenheiten gibt, die man auch noch anders bezeichnen kann. Der linke Antisemitismus ging bis zum liquidatorischen Antisemitismus der Stalin-Ära.
Wie konnte es dazu kommen?
MICHAEL WOLFFSOHN: Die Kommunisten waren in ihrer antikapitalistisch motivierten Judenfeindschaft konsequent. Walter Ulbricht hat das ideologisch-logisch am klarsten formuliert, als es um die Frage ging: Warum leistet die DDR keine Wiedergutmachung? Er argumentierte: Wir Kommunisten leisten doch keine Entschädigung den Kapitalisten gegenüber. Das sei absurd. Aus seiner Sicht völlig richtig.
Während des Reformationsjubiläums wurde viel auch über die Judenfeindlichkeit von Martin Luther gesprochen...
MICHAEL WOLFFSOHN: Ich kenne die Vorwürfe und die Argumente und halte sie für übertrieben. Luther besteht doch nicht nur aus Antisemitismus oder aus Antiislamismus. Damit hat sich die EKD auseinandergesetzt. Ich will aber eine grundsätzlich theologische Antwort darauf geben. Wenn wir die christliche ebenso wie die jüdische Theologie anschauen, sind wir sicherlich sehr schnell darin einig, dass der Messias aus dem Hause David kommt. Auch in der jüdischen Wahrnehmung oder Tradition. Wer war David? Oder was war David? Ein großer mächtiger König, sagt uns die Bibel. Aber die Bibel sagt uns auch, David war Räuberhauptmann. Er war auch ein Rebell oder Revolutionär. Er war ein brutaler Ehebrecher, mehrfach. Er war ein Mörder, direkt oder indirekt.
Was bedeutet das theologisch?
MICHAEL WOLFFSOHN: Das bedeutet beim Judentum wie beim Christentum: Der Messias kommt aus dem Hause eines Mannes, der nicht nur eine weiße Weste hatte. Was sagt uns das? Der Mensch ist einer und zugleich viele. Er ist sowohl gut als auch böse.
Simul justus et peccator, wie Luther sagt.
MICHAEL WOLFFSOHN: Ja. Das ist doch eine menschheitliche Botschaft, die wir hier bekommen. Der Messias, also der Heilsbringer, der Heiland, jüdisch wie christlich, stammt von einem Menschen ab, der wie alle Menschen wahnsinnig viele Fehler hatte, aber bilanzierend ein großer Mann war.
Eine konkrete Folge des Reformationsjubiläums wäre der Reformationstag als möglicher neuer Feiertag in Norddeutschland. Dagegen hat sich unter anderem der Zentralrat der Juden gewandt - wegen der Judenfeindlichkeit Luthers.
MICHAEL WOLFFSOHN: Ein Feiertag ist ja nicht nur ein Jubeltag, sondern ein Gedenktag. Zum Gedenken gehört das Denken. Und zum Denken gehört die Vollständigkeit des Denkens, zunächst einmal das Beschreiben des Guten oder Schlechten, beides, dann die Bilanzierung. Durch einen Gedenktag wird die öffentliche Reflexion und Diskussion gefördert. Deswegen halte ich das für absolut sinnvoll.
Insofern hätten Sie jedenfalls nichts gegen den Reformationstag als neuen staatlichen Feiertag in Norddeutschland?
MICHAEL WOLFFSOHN: Nein, überhaupt nicht. Aber das haben nicht wir Juden zu entscheiden. Über christliche Selbstdarstellungen entscheiden bitte Christen. Am Reformationstag bin ich als Kind immer brav zu den christlichen Gottesdiensten mitgegangen - ich hätte mich drücken können. Aber mich hat das einfach interessiert. Meine jüdische Sozialisation hat schon sehr früh den Antisemitismus von Luther entdeckt und erwähnt. Aber Luther ist mehr als sein Antisemitismus.
Erleben Sie selbst Antisemitismus täglich? Dauernd Briefe oder Mails mit antisemitistischem Inhalt?
MICHAEL WOLFFSOHN: So etwas bekomme ich seit Jahrzehnten. Dieser Staat schützt mich. Das ist der fundamentale Unterschied zwischen dem, was war und was ist.
Ist das mit den Briefen und Mails in jüngster Zeit mehr geworden?
MICHAEL WOLFFSOHN: Es ist konstant. Wenn ich im Fernsehen war mit hohen Einschaltquoten, dann sind die „Liebesbriefe“ zahlreicher. Aber trotzdem dominiert die Zustimmung. Das ist nicht anders als bei Nichtjuden, würde ich sagen. Und ja, ich habe seit Jahrzehnten Polizeischutz. Also, ich fühle mich von diesem Staat geschützt. Aber Schutz ist nie hundertprozentig.
Haben Sie Angst?
MICHAEL WOLFFSOHN: Manchmal ja. Meine Enkelin wird definitiv nicht auf eine allgemeine Schule gehen, weil sie den Namen trägt, den sie trägt, weil das zu gefährlich ist aus der Sicht der Eltern. Und ich stimme den Eltern zu. Mit dem Namen Wolffsohn sind sie gezeichnet. Und jede Gefahr, die man vermeiden kann, versucht man zu vermeiden.
Das ist mehr die Angst um Ihre Angehörigen als um sich selbst?
MICHAEL WOLFFSOHN: Ach, jeder ist sterblich. Und ich bin schon 70. Ich habe ein wunderbares Leben. Heißt nicht, dass ich jetzt gerne die Radieschen von unten betrachten möchte. Aber deswegen werde ich mich auch nicht zügeln und meine Meinung hinterm Berg halten. Ich bin kein Märtyrer. Ich schildere Ihnen nur die Wirklichkeit. Und dann gibt es so wunderbare Szenen: Viele sagen: Ja, der Wolffsohn, der arme Kerl, Polizeischutz. Aber wenn das Gartentor offen steht und die Polizeistreife, die regelmäßig vorbei fährt, sieht das, dann klingeln sie und fragen, ob alles in Ordnung ist. Und wir haben gemeinsam Tee getrunken. Ganz reizend. Bei aller Kritik über politische Entscheidungsträger jeglicher Koalitionen: Das heutige Deutschland ist in seiner Mehrheit intakt, gesellschaftlich wie auf der Ebene der staatlichen Entscheidungsträger. Und ich wünsche mir, dass es so bleibt.
Das Gespräch führten Philipp Gessler und Reinhard Mawick am 19. Januar in Berlin.
Michael Wolffsohn
Michael Wolffsohn
Prof. em. Dr. Michael Wolffsohn ist Historiker und Publizist. Er lebt in Neubiberg.