Alternativmodelle

Kapitalistische Wirtschaft
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Eine fundierte und detailreiche Diskussionsgrundlage mit vielfältigen Zitatbelegen und Literaturhinweisen über die Wirkungsweise und Überwindung des Finanzkapitalismus.

Der Theologe und Psychotherapeut Eugen Drewermann legt mit seiner Trilogie Kapital und Christentum ein Mammutwerk über die Entstehung, Wirksamkeit und Zerstörungskraft des kapitalistischen Wirtschaftssystems vor. In Band zwei zeigt der Autor, wie der Finanzkapitalismus funktioniert, indem Geld zur Ware wird und Schulden zu Geld. Er bietet eine fundierte und detailreiche Diskussionsgrundlage mit vielfältigen Zitatbelegen und Literaturhinweisen über die Wirkungsweise und Überwindung des Finanzkapitalismus. Für den Kenner der Materie bringt Drewermann zwar nichts Neues, aber sein breites Referieren der Sachinhalte ermöglicht dem Uneingeweihten einen guten Überblick, auch über Alternativmodelle.

Im ersten Kapitel „Geld und Kapital“ geht er den Problemfeldern Geld und Schuld, Zins als Schuldgewinn und Banken und Börsen nach. Er weist auf, dass Geld nur zum Kapital wird, wenn es Ware wird und deshalb auf vielfältige Weise gehandelt werden kann. So stellt er fest, dass Geld nicht durch Tauschhandel, sondern durch den Kredit (Schuldverschreibung) entstand. Deshalb verleitet nicht das Geld zur Gier, sondern die Gier, die aus dem „Zwang zur Verschuldung“ entsteht, schafft sich das Geld, um mit Schulden leben zu können. Der Ursprung aber liegt im Kult, wo die Daseinsschuld der menschlichen Existenz den Göttern im Opfer zurückgezahlt wird.

In seinem zweiten Kapitel geht Drewermann zunächst auf „Korrekturmaßnahmen zum Zwecke des Systemerhalts“ ein, indem er als Mindestschritte fordert: Entflechtung des Bankenkapitals, um so die Erpressbarkeit des Staates durch „systemrelevante“ Banken zu verringern; Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken, Finanztransaktionssteuer. Dennoch kann sich der Autor damit nicht zufriedengeben. Es kommt ihm auf eine Systemveränderung der Geldwirtschaft an, weil das bisherige Finanzkapital „verpfändete Zukunft“ ist.

Deshalb favorisiert Drewermann die Vollgeld-Initiative von Thomas Mayer und Roman Huber. Diese besagt, dass Geld nicht nur das von der Zentralbank erzeugte gesetzliche Zahlungsmittel ist, sondern ebenso das elektronische Geld auf den Bankkonten. Statt Schuldgeld ist Vollgeld die Lösung. „Nur gemeinsam: mit Vollgeld und Freigeld, kann der entscheidende antikapitalistische Schlag geführt werden.“ Dieser Kombination wäre eine Verwirklichung zu wünschen, selbst wenn viele Einzelfragen noch gelöst werden müssten.

Christoph Körner

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