Nur die Ehe zählt
Wenn die Südstaaten aus jeder Zeile sprechen: von Hitze und einsamen Straßen, verlassenen Nestern und Hütten der Armen, vom Mississippi und von Alabama, dann befindet man sich unmittelbar in einer Geschichte von William Faulkner. Gegenwärtig sind Armut und Bigotterie, Gewalt und Rassismus. Und obwohl der Roman 1932 erschien, bleibt Licht im August auch als Hörbuch aktuell. Sie hat etwas beinah Heiliges, die hochschwangere Lena Grove, die über Land reist, um den Vater ihres Kindes zu finden und zu heiraten. Nur das zählt: die Ehe. Doch Joe Christmas, der Lohnarbeiter, ist über alle Berge. Eine verlorene Seele, ein Waise, nicht sicher, ob weiß oder schwarz. Seine Flucht vor dem Leben und der Verantwortung endet in einem Mord.
Derweil wird Lena auf der Suche nach ihm viele Stationen durchqueren, vorbei an Menschen, die desillusioniert sind, engstirnig und von fundamentalistischem Glauben, ständig bereit, über andere zu urteilen, sie zu verurteilen. Bedrohliche Gewalt liegt in der Luft, niemand stellt sich schützend vor den anderen. Männer haben die Macht: Sie und die Frauen scheinen wie in Feindschaft miteinander verbunden, Liebe kommt nicht vor. Gegen Fanatismus, gesteigert bis zum Wahn, kann auch der Geistliche nichts ausrichten.
William Faulkners Roman ist komplex, voll innerer Monologe, Perspektivwechsel und Rückblenden, was das Lesen erschwert. Anders dieses Hörspiel, in dem die Figuren mit ausgezeichnet besetzten Sprechern individualisiert sind, wo Alltagsgeräusche, Musik und die Stimmen der Natur dem Stück viel Leben geben. Acht CDs mit 446 Minuten kompaktem Südstaatenleben, garantiert ohne Romantik.
Angelika Hornig