Harte verzerrte Gitarren, wuchtig wuppende, geschmeidige Basslinien, das solide trockene Schlagzeug, fette Grooves und shoutender, honigsüßer Reibeisengesang, dazu die niemals zu bremsende Attitüde, Ross und Reiter beim Namen zu nennen – das ist der irisierende Sound von Basement 5. Sie waren die Eichelhäher im damals noch jungen Postpunk-Wald. Wie dem intelligenten und schönsten der Rabenvögel – für das Biotop wichtig, von Forstleuten lange sträflich falsch eingeschätzt – blieb auch ihnen die fällige Anerkennung von vielen lange verwehrt. Doch das wird sich ändern. Ihr einziges, ungemein einflussreiches Album 1965–1980 sowie eine 1980 bei denselben Sessions aufgenommene Mini-LP mit Dub-Versionen einiger dieser Stücke, In Dub, die beide nicht mehr zu bekommen waren, sind nun auf einer CD wieder erhältlich. Markant, eigen, begeis-ternd überraschend wie der rosa-braune Eichelhäher mit seinem schwarzen Bart, den schwarz-weißen Flügeln und blau schillernden Flügelbug, der so viele Geräusche imitieren kann und manchmal mit dem Ruf von Mäusebussard oder Graureiher verwechselt werden mag. Nur das laut kreischende Alarm-Rätschen, das schon so einigen Jäger die Pirsch verdarb, da es alle Tiere verstehen, weswegen er auch Wächter des Waldes heißt, das macht ihn unverwechselbar.
Bei Basement 5 ist es die Mischung von rauer Punkwut und der Diktion von Dub-Poetry, also Reggae. Dem war ursprünglicher Punk zwar stets nahe, man denke nur an die Ruts oder die vielen Reggae-Anleihen von The Clash, aber das waren, wenn auch ohne Absicht, weiße Bands. Basement 5 jedoch waren überwiegend schwarz und drehten den Spieß nun kreativ um und schufen wirklich Neues, nicht zuletzt dank Sänger Dennis Morris, obwohl der erst später dazu stieß. In der unruhigen Postpunk-Ära, als viele große Talente nach neuen Wegen suchten, war er zur rechten Zeit am rechten Ort (Drummer auf dem Album ist übrigens Charlie Charles von Ian Durys Begleitband Blockheads). Ihre so rotzig wie elegant verhandelten Themen in der gerade angebrochenen Thatcher-Zeit sind die hohe Arbeitslosigkeit, Streiks, Rassismus, Perspektivlosigkeit und die Armut der Arbeiterklasse.
Auch für das Artwork von Basement 5 zeichnete Morris verantwortlich und für ihr Auftreten – mit Skimasken und langen Unterhosen (die Vokabel „long johns“ darf man sich merken). Viel Anteil an ihrem Sound hatte der geniale und tragische Factory-Produzent Martin Hannett, der auch die Joy Divsion produzierte. „Ein hartes Stück Arbeit“, sagte er nach den Aufnahmen, mit denen er sehr zufrieden war. Der Klang ist rau und direkt, hat aber viel Tiefe und Raum, wie sie dieses Amalgam von Dub und Punk auch braucht. Ein Meilenstein, der trotz all der Jahre erfrischend jung und aktuell klingt. Auch dank der Haltung. Chapeau.
Udo Feist
Udo Feist
Udo Feist lebt in Dortmund, ist Autor, Theologe und stellt regelmäßig neue Musik vor.