Einladung nach Uettingen

Punktum

Wankt die CSU bei Asyl und Einwanderung? Ihre Bundestagsabgeordneten hielten ihre Klausur jedenfalls unter Kirchtürmen mit „welschen Hauben“ ab. Und die Schutzheiligen des Tagungsortes, des ehemaligen Klosters Seeon, sind ein Belgier und ein Italiener, Lambert von Lüttich und Benedikt von Nursia. Immerhin hat der Verfasser des Papiers mit dem Titel „Damit Deutschland Deutschland bleibt“ einen germanischen Namen: Horst.

Aber das „Deutschland bleibt“ haben die Bayern immer sehr flexibel gehandhabt. Der Krieg, den sie 1866 gegen Preußen führten, endete mit der Niederlage in Uettingen bei Würzburg. Aber nicht allein Waffengewalt veranlasste Bayern, 1871 dem Deutschen Reich beizutreten. Otto von Bismarck ließ ihnen 5,2 Millionen Mark zukommen. Das Geld stammte aus dem konfiszierten Vermögen der Fürsten von Hannover und Kurhessen, war also ein Länderfinanzausgleich.

So sangen die Bayern in der zweiten Strophe ihrer Landeshymne voller Inbrunst, „dass mit Deutschlands Bruderstämmen einig uns der Gegner schau“. 1946 schaute der Gegner hin und nahm den Bayern die Pfalz weg. Und dann zwangen ihnen Deutschlands Bruderstämme auch noch das Grundgesetz auf. Seine Ablehnung durch den bayerischen Landtag begründete der katholische Prälat und CSU-Abgeordnete Georg Meixner am 20. Mai 1949 damit, „daß das Bonner Verfassungswerk trotz der Anrufung Gottes in der Präambel…letztlich ein Werk des säkularisierten Geistes unseres Jahrhunderts ist“. Kein Wunder, dass dieses Land von einer Frau regiert wird.

Bis 1980 sangen die Bayern, „dass vom Alpenland zum Maine jeder Stamm sich fest vertrau“. Dann dekretierte Ministerpräsident Franz Josef Strauß, nun sei zu singen, „dass mit Deutschlands Bruderstämmen einig uns ein jeder schau“. Dass er zu diesem Zeitpunkt Kanzlerkandidat der gesamten Union war, war natürlich reiner Zufall.

Gegen die Bruder-Stämme dürfte auch Horst Seehofer nichts haben. Anders verhält es sich mit der Schwester-Partei und ihrer Vorsitzenden. In deren Landeshymne heißt es schließlich: „Steige auf du roter (!) Adler.“ Die CSU könnte nun singen, „dass mit Viktor Orban einig, uns Angela Merkel schau“. Und diese könnte antworten, dass der Adler gelassen „über Sumpf und Sand“ schwebt. Aber auch ein Sängerkrieg ist riskant. Schon einmal hat sich dabei der Unterlegene Hilfe aus Ungarn geholt.

Seehofer besteht auf einer Obergrenze von 200000 Flüchtlingen pro Jahr. Als christliche Parteien könnten sich cdu und CSU ja auf 144.000 einigen. Wenn das nicht klappt, sollte Merkel Seehofer nach Uettingen einladen. Und für das Zuckerbrot wird sich schon ein Reptilienfonds finden.

Aber dass kein falscher Eindruck entsteht. Bayern tut viel für die Integration. So hat es seine Hymne auf Türkisch übersetzt: Bavyeralilarin toprag? ile Tanri birlikte olsun…

Jürgen Wandel

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