Bewährter Kurs

Neue EKD-Synode in Würzburg konstituiert
Die 65- bis 75-Jährigen werden auch in Zukunft diejenigen sein, die Leitungs-Ehrenämter am trefflichsten ausfüllen können - allen Verjüngungswünschen zum Trotz.

Auf ein Neues! Zuvor aber setzten die Mitglieder der 12. Synode der EKD auf ihrer konstituierenden Sitzung Anfang Mai in Würzburg nach Jahren der Unruhe ein Zeichen der Kontinuität: Mit 111 von 115 Stimmen wählten die Synodalen, unter ihnen etwa 40 Prozent neue Synodale, Irmgard Schwaetzer erneut zur Präses. Das sind etwas mehr als 96,5 Prozent Zustimmung. Wohlmöglich, so wurde spekuliert, sei die einzige gezählte Gegenstimme von der Gewählten selbst abgegeben worden. Solche Extremformen der von allen gescholtenen und doch immer wieder eifrig praktizierten protestantischen Attitüde, sich von niemandem an Demut übertreffen zu lassen, sind der nüchternen und stilsicheren Schwaetzer fremd. Deshalb mag ihre Stimme eher bei den drei Enthaltungen zu suchen sein.

Wie auch immer, das herausragende Wahlergebnis hat die 73-Jährige ohne Zweifel ihrer bisherigen Amtsführung zu verdanken. Bei ihrer ersten Wahl im Herbst 2013, als Schwaetzer nach zermürbenden Wahlgängen, die Günter Beckstein als Präses verhinderten, als Kompromisskandidatin präsentiert worden war, galt die ehemalige FDP-Politikerin und jahrzehntelange Vorsitzende des Berliner Domkollegiums als Übergangslösung für die Restlaufzeit der 11. Synode.

Doch mit souveräner Sitzungsleitung und klug dosierter Präsenz als Repräsentantin der EKD auch außerhalb der Tagungen konnte Schwaetzer überzeugen. Zudem scheint sich die Einsicht durchgesetzt zu haben, dass ein Ehrenamt, das Erfahrung und Zeit benötigt, bei Menschen gut aufgehoben ist, die nicht nebenbei noch einer Erwerbstätigkeit nachgehen müssen. So werden die 65- bis 75-Jährigen auch in den kommenden Jahrzehnten die Altersgruppe sein, die Leitungs-Ehrenämter am trefflichsten wird ausfüllen können - allen Verjüngungswünschen zum Trotz. Immerhin setzte die Synode mit der Wahl des 21-jährigen Jurastudenten Georg Straßer ins Präsidium auch ein deutliches Zeichen in Richtung Jugend.

Diametral entgegengesetzt waren zuvor die Wahlen um den Vorsitz der konfessionellen Bünde verlaufen: Während der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad einstimmig im Amt des Vorsitzenden der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) bestätigt wurde, lautete das Ergebnis des ersten Wahlganges für das Amt des Präsidenten der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) 23 zu 23 Stimmen bei einer Enthaltung. Angetreten waren der bisherige Amtsinhaber Wilfried Hartmann, sein Gegenkandidat war der sächsische Wirtschaftsprüfer Friedrich Vogelbusch. Letzterer erweckte nicht den Eindruck, als wolle er das Amt wirklich, denn er erwähnte bei seiner Vorstellung, dass er der nächsten Synodaltagung im November in Bremen nicht beiwohnen könne, da er seiner Frau einen Treckingurlaub versprochen habe. Trotzdem setzte sich Hartmann erst im zweiten Wahlgang mit 27 zu 18 Stimmen durch.

Dieser Vorgang kann als Indiz dafür gewertet werden, dass große Teile der Generalsynode Hartmanns selbstbewussten Kurs in Sachen Verbindungsmodell mit EKD und UEK , der auf Augenhöhe und Eigenständigkeit der Lutheraner bedacht ist, kritisch sehen. Fortsetzung folgt!

Reinhard Mawick

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