Voller Witz

Schöne alte Kinderreime
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Diese Reime sind nicht gerade kuschelig und niedlich, Kinder und Tiere suhlen sich im Dreck, Väter drohen Schläge an, man spricht Kauderwelsch oder in Rätseln.

"Ich bin der Herr Pastor und pred'ge euch was vor. Und wenn ich nicht mehr weiter kann, dann fange ich von vorne an." Nein, besonders respektvoll geht man in den alten Kinderreimen und -liedern nicht miteinander um. Dafür sind sie voller Witz und Gesellschaftskritik und somit nicht nur für Kinder erdacht. Elke Heidenreich trägt diese Reime mit der richtigen Portion Ironie vor und setzt die Betonung auf den Punkt genau, weil sonst einiges nicht funktionieren würde.

In ihrer Auswahl aus Hans Magnus Enzensbergers klassischer Anthologie "Allerleirauh", geht Heidenreich nach Themen vor. Im ersten geht es um das Essen, es folgen Anarchie und Freiheit, später die Liebe und die Ehe, um Geld und Politik.

Dabei ist es nicht gerade kuschelig und niedlich, sondern Kinder und Tiere suhlen sich im Dreck, Väter drohen Schläge an, man spricht Kauderwelsch oder in Rätseln. Es wird gehungert und gestorben, gestohlen und gelogen. Ein Stück Kulturgeschichte findet sich hier, längst vergessene Berufe wie der Leierkastenmann, Lampenputzer und Müller tauchen auf. Neben Nonsens gibt es Bildung, Zungenbrecher fördern das Sprachvermögen, und als es finster war und der Mond helle schien, wird damit das logische Denken geschult. Heißt es danach: "Nun danket alle Gott, die Schule macht bankrott," oder "Doktor Martin Luther hat Hosen ohne Futter, hat Schuhe ohne Sohlen ..." hatte man im vergangenen Jahrhundert die Lacher auf seiner Seite.

Für Kinder ist das lustig, doch einiges wegen längst nicht mehr gebräuchlicher Ausdrücke nicht einfach zu verstehen. Neben Elke Heidenreichs unverwechselbarer Stimme unterstreicht die Klaviermusik des Pianisten Marc-Aurel-Floros die Stimmung.

Angelika Hornig

Hans-Magnus Enzensberger: Lebe glücklich, lebe froh. Unsterbliche Kinderreime. Der Hörverlag, Hamburg 2014.

Angelika Hornig

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