Hörspielsätze

Fallada erstmals aufgelegt
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Beide Hörspielfassungen sind wahre Schätze, außerordentliche Zeitzeugnisse, inszeniert mit einem bemerkenswert vielstimmigen Sprecherensemble. Und sie haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.

Das Werk Hans Falladas erfreut sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit. Sämtliche Neuauflagen seiner Romane legen davon Zeugnis ab. Nun folgen in einer Hörbuchausgabe erstmals zwei Hörspiele von Fallada-Werken, die der ehemalige Süddeutsche Rundfunk, heute swr, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg 1951/1952 aufgenommen hat. "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst" (1934) bearbeitet von Paul Hühnerfeld, dem Literaturkritiker, und "Die Quangels" (1947) von dem Drehbuchautoren George Andrew Schaafs. Vorneweg: Beide Hörspielfassungen sind wahre Schätze, außerordentliche Zeitzeugnisse, inszeniert mit einem bemerkenswert vielstimmigen Sprecherensemble. Und sie haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.

Das erste Hörspiel erzählt von den vergeblichen Mühen um die Resozialisierung des traurigen Helden Willi Kufalt, der nach einem fünfjährigen Gefängnisaufenthalt versucht, ins bürgerliche Leben einzusteigen. Seine soziale Odyssee durch die christlichen Friedensheime, der verlogenen christlichen Strafgefangenfürsorge und den potenziellen Arbeitsgebern ausgesetzt, ist von Anfang zum Scheitern verurteilt. Sie missglückt wegen der Vorurteile jedes Einzelnen ihm gegenüber. Jede dieser Figuren hat sofort ihren eigenen Ton. Atmosphärisch dicht, milieugenau ist das Hörspiel arrangiert. Das gilt auch für das zweite Stück: "Die Quangels" (aus: "Jeder stirbt für sich allein"), ein Berliner Arbeiterehepaar im Kampf gegen die Nazidiktatur. Sie beide verbreiten antinazistische Parolen auf Postkarten und verteilen diese in Berliner Briefkästen und Treppenhäusern. Auch sie: traurige Helden, denen Fallada und nun auch die versierten Sprecher eine Stimme geben.

Hans Fallada: Wer einmal aus dem Blechnapf frisst. Verlag Osterwoldaudio, Hamburg 2015, 2 CDs.

Kathrin Jütte

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Kathrin Jütte

Kathrin Jütte ist Redakteurin der "zeitzeichen". Ihr besonderes Augenmerk gilt den sozial-diakonischen Themen und der Literatur.


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