Spurensuche

Gelungene Inszenierung
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Die Spurensuche nach einem Phantom, das sich im Laufe des Stücks als ehemaliger Liebhaber der Geliebten des Protagonisten zu erkennen gibt.

Der Autor Gaito Gasdanow gehörte im vergangenen Jahrhundert zu den russischen Exilschriftstellern in Paris, die sich vom traditionellen, russischen Erzählstil lösten, um sich an westlichen Vorbildern wie Marcel Proust, James Joyce oder Franz Kafka auszurichten. Entsprechend fragmentarisch liest sich diese Prosa, eine Komposition aus Gedanken, Erlebnissen und Träumen.

Die vorliegende Inszenierung verlässt sich auf traditionelle, auditive Erzähltechniken und verzichtet auf experimentelle Versatzstücke. Die Story wird durch einen Klangteppich illustriert. Ein Muster aus wechselnden Atmos und Leitmotiven unterstützt den raschen Wiedererkennungswert der Handlungsorte.

Das Stück beginnt mit der Schlüsselszene. Die Stimme des Protagonisten erzählt aus dem Off, wie er als Soldat einen Menschen tötete. Es ist eine Erinnerung, die ihn ein Leben lang verfolgt. Die zweite Szene ist dialogisch aufgebaut und spielt Jahre später in einer Pariser Kneipe. Von einem "Lebemann" erfährt der Ich-Erzähler, dass sein vermeintliches Opfer noch leben muss und "Alexander Wolf" heißt. Es beginnt die Spurensuche nach einem Phantom, das sich im Laufe des Stücks als ehemaliger Liebhaber der Geliebten des Protagonisten zu erkennen gibt. Die Geschichte, die sich stets am Rande des Surrealen bewegt, endet damit, dass es einen mysteriösen Mörder gibt.

Nicht dass das Hörspiel das Geheimnis dieser Figur entschlüsselte; das wäre auch nicht die Aufgabe des Genres. Vielmehr lädt die Hörspiel-Inszenierung dazu ein, die Spurensuche nach den eigentümlichen Charakteren des Gaito Gasdanow im Original fortzusetzen.

Gaito Gasdanow: Das Phantom des Alexander Wolf. Der Hörverlag, Hamburg 2013.

Susanne Krahe

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