Um die Welt

In Zukunft Fair Trade
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Der Fotojournalist Eric St.-Pierre gibt den Menschen hinter den Fair-Trade-Produkten ein Gesicht.

Das ganze Jahr über platzieren Menschen in Westeuropa frische Blumen in ihren Wohnungen, essen Bananen und wundern sich nicht über die große Auswahl an Kaffee und Schokolade in den Regalen der Supermärkte. Die Produkte aus der südlichen Erdhalbkugel erscheinen den meisten Europäerinnen und Europäern als selbstverständlich, ihre Herkunft wird nicht hinterfragt. Und doch lebt dieser Wohlstand auf Kosten anderer. Denn in Kenia, Ecuador und Kolumbien arbeiten zumeist Frauen mehr als 60 Stunden in der Woche, unter ausbeuterischen Bedingungen, giftigen Chemikalien ausgesetzt und für niedrige Löhne, damit Menschen in Europa tagtäglich frische Rosen oder Tulpen zu Dumpingpreisen kaufen können. "Eine wahre Blume der Superlative ist sie, die Rose, und erzeugt auf der Seite der Käufer ebenso viel Entzücken wie Leid auf der Seite der Konsumenten", formuliert Eric St.-Pierre in seinem neuen Buch. Dies zu ändern, hat sich das Fairtrade-Netzwerk auf die Fahnen geschrieben. Sechzig Jahre ist es her, dass christliche Gruppen in den USA, den Niederlanden und in Frankreich den Grundstein für das heutige weltweite Fairtrade-Netzwerk legten, das mittlerweile ein Umsatzvolumen von jährlich fast fünf Milliarden Euro vorweisen kann. Er garantiert gerechte Bezahlung, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, Produktqualität und Respekt vor der Umwelt. Allein in der Schweiz haben sich die Blumen mit dem Fairtrade-Siegel einen Marktanteil von 50 Prozent erobert.

Der Fotojournalist Eric St.-Pierre gibt den Menschen hinter den Produkten in seinem umfangreichen Bildband ein Gesicht. Er hat sich vor mittlerweile 18 Jahren auf eine Reise aufgemacht, die ihn durch die ganze Welt führte und mit Kleinbauern, Kunsthandwerkern und Plantagenarbeitern ins Gespräch brachte. Davon erzählen nicht nur seine großen Fotoausstellungen, sondern auch Bildbände wie "Fair Trade. Eine Reise um die Welt". Denn sein Thema ist der gerechte Handel. Das kürzlich erschienene Buch ist Bild- und Sachband in einem, denn es bietet 14 Produkte aus ebenso vielen Ländern in Asien, Afrika und Südamerika, die der Fotograf gemeinsam mit seinen Textkollegen Emerson da Silva und Mathieu Lamarre präsentiert.

Menschen und ihre Produkte bildet der Fotojournalist mal großflächig ästhetisch, mal kleinformatig dokumentarisch ab. Es sind Bilder, die einerseits das entbehrungsreiche Leben der Menschen spiegeln, die aber auch zeigen, dass Wandel und Veränderungen möglich sind. Überdies stellt St.-Pierre einleitende Texte zu Produkten wie Seife, Reis, Kakao und Baumwolle und immer auch persönliche Texte von Menschen, die er auf seiner Reise getroffen hat. Seien es der Reisbauer in Nordthailand in der Provinz Chiang Mai oder Baumwollpflanzer in Mali. Fabian Matute in Ecuador zum Beispiel, der in die Fußstapfen seines Vaters treten und später einmal die große Bananenplantage übernehmen will. In der Hochsaison werden dort 350 Kisten pro Woche geerntet. Alice Nignan in Burkina Faso zermahlt Sheanüsse, bevor sie zu kosmetischen oder auch kulinarischen Produkten wie Marmelade verarbeitet werden. Und obwohl der Nussbaum oft von der notleidenden Bevölkerung abgeholzt wird, kann der faire Handel, der hierin noch in den Kinderschuhen steckt, Abhilfe schaffen.

Ferner vermitteln die Bilder von Eric St.-Pierre tiefe Einblicke in die Produktionsweisen und in den Arbeitsalltag der Menschen. Ein kleines farblich unterlegtes Kästchen liefert die nötigen Zahlen zum konventionellen und zum fairen Handel. Klare benannte Hinweise helfen dem Verbraucher, Fairtrade-Produkte zu identifizieren und von anderen zu unterscheiden. Das Buch verkündet eine Hoffnung, dass ein Umdenken und ein Leben in Würde für alle Menschen möglich ist.

Eric St.-Pierre: Fair Trade. Eine Reise um die Welt. Grubbe Verlag, München 2013, 240 Seiten, Euro 39,95.

Kathrin Jütte

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Kathrin Jütte

Kathrin Jütte ist Redakteurin der "zeitzeichen". Ihr besonderes Augenmerk gilt den sozial-diakonischen Themen und der Literatur.


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