Die Gerechten

Camus zum 100. Geburtstag Angelika Hornig
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Mit Filmen oder Hörspielen aus den Fünfzigerjahren geht bisweilen etwas Muffiges einher. Nicht hier.

Albert Camus, der aus Algerien stammende Franzose, dessen hundertster Geburtstag sich am 7. November 2013 jährt, verarbeitet in "Die Gerechten" seine eigenen Jugenderlebnisse, als er in der kommunistischen Résistance gegen Frank-reich rebellierte. So schildert er den realen politischen Mord an dem russischen Großfürsten Sergius im Jahr 1905. Kann man einen Mord rechtfertigen? Was ist Gerechtigkeit? Camus stellt die Fragen nicht direkt, sondern lässt die unterschiedlichen Charaktere seines Stückes in ihren Dialogen leidenschaftlich darüber diskutieren. Darf man zwei adelige Kinder einem Attentat opfern, um einer Ideologie zu folgen? Nun, auch Anarchisten haben Skrupel und der Zuhörer wird Zeuge, wie die erste Gelegenheit des Attentats verstreicht, wie die Hufe der Pferde weiterklappern, als die Kutsche den vereinbarten Platz passiert, an dem der Mord passieren sollte. Camus macht es den Hörenden und sich nicht leicht. Immer wieder tauchen ein neuer Aspekt, eine neue Figur auf, die Fragen aufwerfen: "Was ist richtig, was falsch, wer gut, wer böse?" Camus, die große Figur des Existenzialismus, kennt alle Facetten.

Mit Filmen oder Hörspielen aus den Fünfzigerjahren geht bisweilen etwas Muffiges einher. Nicht hier. Mag sein, dass diese Doppel-CD für den heutigen Geschmack sparsam mit Hörspielelementen versehen worden ist. Nur Türen und Dielenfußböden knarren, Schritte und ferne Stimmen sind zu hören, dramatisch gesteigert durch Musik aus Igor Strawinskys "Sacre de Printemps". Doch dieser Purismus tut gut, denn die Konzentration auf die Sprache schaltet das Kino im Kopf ein. Hier findet sich eine Perle der Sprach- und Dichtkunst.

Albert Camus: Die Gerechten. Christoph Merian Verlag, Basel 2013 2 CDs, 91 Minuten.

Angelika Hornig

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