Zukunftsfähig

Ein Punktum
Merkel sprach de Maizière das "volle Vertrauen" aus. Das klingt bedrohlich. Aber für Kanzlerin und Minister gibt es einen Lichtblick. Wo die eine Einrichtung des Bundes "bedingt abwehrbreit" ist, macht eben die andere mobil.

"Die Bahn macht mobil", verspricht die DB. Dabei fällt Mobilmachung doch eigentlich in das Ressort von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière. Aber der ist mit den Euro-Habicht-Drohnen beschäftigt und den Rücktrittsforderungen der Opposition.

Diese lassen Bundeskanzlerin Angela Merkel freilich kalt. Schließlich hat sie keinen Techniker ins Bundesverteidigungsministerium berufen, sondern einen Juristen. Und der weiß immerhin, wie man "verborgen vorgeht", hat er doch über "Die Praxis der informellen Verfahren beim Bundeskartellamt. Darstellung und rechtliche Würdigung eines verborgenen Vorgehens" promoviert.

Merkel sprach de Maizière das "volle Vertrauen" aus - wie dessen Vorgängern Franz Josef Jung und Karl-Theodor zu Guttenberg. Das klingt bedrohlich. Aber für Kanzlerin und Minister gibt es einen Lichtblick. Wo die eine Einrichtung des Bundes "bedingt abwehrbreit" ist, macht eben die andere mobil. Gert Neubeck, als "Leiter DB-Konzernsicherheit" auch ein Verteidigungsminister, hat Bild am Sonntag erzählt, die DB wolle Drohnen anschaffen, die Graffitisprayer aufspüren. Das hubschrauberähnliche Gerät soll 60.000 Euro kosten. Das sind Peanuts, verglichen mit den Summen, die die Bruchlandung der Euro-Habichte verschlingt und denen, die in den Euro-Rettungsschirmen stecken.

Sicher, bei der DB wird es immer ein wenig teurer als versprochen. Und natürlich muss sich die öffentliche Hand auch in diesem Fall an den (Mehr-)Kosten beteiligen. Denn wie bei Stuttgart 21 geht es um die "Zukunftsfähigkeit Deutschlands" (Merkel). Endlich kann der neue Berliner Flughafen eröffnet werden. EasyJet würde demnächst, wie es Ex-DB-Chef Hartmut Mehdorn wünscht, die Nordpiste in Betrieb nehmen, und die DB-Drohnen könnten im Süden starten und landen. Schließlich brauchen die, weil unbemannt, keinen Brandschutz.

Und langfristig - zukunftsfähig! - lassen sich die Drohnen auch nach China exportieren. Dort dürften Sprayer zwar noch auf absehbare Zeit in Lagern verschwinden, aber wenn erst einmal die Menschenrechte beachtet werden ...

Die Chinesen seien ökonomisch so erfolgreich, weil sie "wenig religiös" und "diesseitsorientiert" seien, meinte Altbundeskanzler Helmut Schmidt in einem Geburtstagsbrief an "Dear Henry" Kissinger, den die Zeit veröffentlichte. Endlich ist klar, Schmidt und seinem Wochenblatt sei Dank, warum die DDR - im Unterschied zu den USA und anderen religiös geprägten Ländern wie Baden-Württemberg und Bayern - prosperierte.

Jürgen Wandel

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