Verroht

Gewalt in Südafrika
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Liebe finden, Zärtlichkeit wahrnehmen - Tshepo beharrt darauf, die Kehrseite, von Hässlichkeit und Gemeinheit, zu erfahren. Doch in seiner Gesellschaft ist alles fließend, unberechenbar und latent grausam...

Psychische Gewalt ist ein großes Thema des 1974 geborenen südafrikanischen Schriftstellers Sello Duiker, der sich im Alter von 30 Jahren das Leben nahm. Er erzählt von einem apokalyptischen Land voller Hoffnung. Kapstadt, die zweitgrößte Stadt Südafrikas, ist die Heimat von Tshepo, Duikers Romanheld. Tshepo, schwarz und gebildet, ist sensibel und nachdenklich, studiert Journalismus und führt ein ganz normales Studentenleben. Das bedeutet für ihn: Er geht gern aus, liebt Rap-Musik und kifft, bis er einen Nervenzusammenbruch erleidet und in der Psychiatrie landet. Dort setzt der Roman mit Tshepos Selbstgesprächen ein. Seine Studienfreundin Mmabatho, deren Leben parallel zu seinem erzählt wird, besucht ihn und versucht ihm auch zu helfen, als er nach seiner Entlassung auf die schiefe Bahn gerät und als Callboy in einem Massagesalon landet. Liebe finden, Zärtlichkeit wahrnehmen - Tshepo beharrt darauf, die Kehrseite, von Hässlichkeit und Gemeinheit, zu erfahren. Doch in seiner Gesellschaft ist alles fließend, unberechenbar und latent grausam: Der schicke Club, in dem er eine berauschende Party erlebt, lässt ihn beim nächsten Mal als Schwarzen vor der Tür stehen, und die Rasta-Fete in einem Gemeindehaus entpuppt sich als Familienhölle. Der junge Autor bedient sich mit größter Virtuosität und raffinierten Verfremdungen eines klassischen Musters - der Unterweltfahrt -, um eine zerrissene Gesellschaft vor uns aufzublättern.

K. Sello Duiker: Die stille Gewalt der Träume. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2011, 538 Seiten, Euro 26,80.

Angelika Hornig

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