Lutherisch sein heißt ökumenisch sein

Wir können einen großen Beitrag leisten zum Religionsfrieden.
Foto: privat
Gerade in diesen Zeiten des Beliebigkeits-Pluralismus ist es wichtig, dass lutherischer Glaube sich nicht abgrenzt, sondern sich als Teil der weltweiten Christenheit und der Kirche Jesu Christi versteht.

Mit der Wahl von Bischof Gerhard Ulrich zu meinem Nachfolger als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) endet auch meine Zeit als Herausgeber der zeitzeichen. Ich habe diese Aufgabe gerne wahrgenommen und versucht, durch meine Kolumnen die Tradition der Lutherischen Monatshefte, die in zeitzeichen aufgegangen ist, deutlich werden zu lassen.

Das ist mir wichtig, auch wenn der eine oder die andere von Ihnen vielleicht denken mag: Wieso muss er zum Schluss seiner Amtszeit noch einmal so konfessionell auftreten, das haben wir doch längst überwunden. Wer so denkt, der hat nicht verstanden, dass in der heutigen Zeit nur ein klarer Standpunkt hilft, Brücken zu bauen und überkonfessionelle Gemeinsamkeiten herauszustellen. Gerade in diesen Zeiten des Beliebigkeits-Pluralismus ist es wichtig, dass lutherischer Glaube sich nicht abgrenzt, sondern sich als Teil der weltweiten Christenheit und der Kirche Jesu Christi versteht. Die lutherischen Kirchen verstehen sich eo ipso als ökumenisch. Ihr Zentralbekenntnis, die Confessio Augustana von 1530, war nicht als theologische Gründungsurkunde der reformatorischen Kirche gedacht, sondern als ein Bekenntnis, in dem sich die Reformatoren zur einen abendländischen Kirche bekannten. Man glaubte, man könne sich mit den eigenen Positionen zum Amt, zum Abendmahl und zum Papst innerhalb der einen abendländischen Kirche verorten. Man wollte damit die Einheit der Kirche unterstreichen.

Auch wenn dies letztlich misslang: Die Lutheraner sehen sich von ihren Wurzeln her als Anwälte der Einheit Kirche Christi. Lutherisch heißt immer auch: ökumenisch. Wir haben mit den anderen Kirchen ganz viel gemeinsam. Für alle Kirchen ist die Bibel die entscheidende Urkunde des Glaubens. Wir haben die gemeinsame Taufe. Wir beten gemeinsam das Vaterunser. Und wir haben ein gemeinsames Glaubensbekenntnis.

Was ist dann das besonders Lutherische im ökumenischen Gespräch? Das merken wir, wenn wir uns über unsere Zielvorstellungen zur Ökumene unterhalten. Ökumene ist eine Konsequenz der in verschiedene Kirchen gespaltenen Christenheit, die so im Widerspruch zur von Christus erbetenen Einheit steht.

Wir Lutheraner können mit unserem Verständnis von Ökumene einen großen Beitrag leisten zum Religionsfrieden. Die Wahrheit Gottes ist nicht unser Besitz. Sie stellt uns vor Gott (coram Deo) und trifft uns in Herz und Gewissen. Deshalb haben wir Respekt vor anderen Kirchen, vor dem Weg, den Gott sie führt. Wir wollen es leben und andere eben dazu einladen, es auch so zu halten: Respekt vor den anderen Kirchen zu üben, die sich nach ihrer Erkenntnis und nach bestem Wissen und Gewissen bemühen, Zeugen des gekreuzigten auferstandenen Christus zu sein. Dass sie auf ihre Weise lehren und glauben, ist demgegenüber sekundär. Primär ist der gemeinsame Grund in Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift. - So hat auch die VELKD im geschwisterlichen Miteinander mit den anderen Kirchen der EKD ihre spezifische Aufgabe - zum Wohl des Protestantismus in Deutschland.

Johannes Friedrich

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