Paradies- und Jenseitsvorstellungen stehen nicht unbedingt im Mittelpunkt des Interesses. Höchstens über die Jenseitsvorstellungen innerhalb der beiden großen pantheistischen Weltreligionen, Hinduismus und Buddhismus, hört und liest man oft mit Halbwissen gespickte Artikel.
Besser informiert ist derjenige, der die Ausführungen von Hans-Peter Hasenfratz gehört hat. Der ehemalige Professor für Theologie der Religionsgeschichte, hat sich dem Thema "Paradies und Jenseits in den fünf Weltreligionen" ebenso wissenschaftlich wie kurzweilig genähert.
Berichtet wird zum Beispiel, dass der alttestamentliche Gott Jahwe zunächst gar nicht mit dem "Reich des Todes" in Verbindung gebracht wurde. Auch die Jenseits-Vorstellungen im Christentum, speziell die innerhalb der katholischen Dogmatik werden thematisiert. Äußerst aktuell auch der Track zum Thema "Christentum und Sterbebegleitung", dem sich der Autor widmet.
Das höchste Ziel: Erlösung oder Erlöschung?
Jahrhundertelang war und ist es in den monotheistischen Weltreligionen religiöse Pflicht und Sitte gewesen, Menschen während dieses Prozesses zu begleiten. Was es bedeutet, dass solches heute eine "medizinische Disziplin" ist, beantwortet der Autor ebenfalls. Wenn in den monotheistischen Religionen Erlösung das höchste Ziel ist, so ist es im Buddhismus und Hinduismus die Erlöschung, das Aufgehen des Seins in einem Überpersönlichem. Ein großer Unterschied - und lange nicht der einzige innerhalb der fünf Weltreligionen.
Hans-Peter Hasenfratz: Paradies und Jenseits. Der Tod in den Weltreligionen. auditorium maximum, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, Euro 12,90.
Constanze Broelemann