Ökumenische Tragödien

Ein Punktum
Vor vierzig Jahren verkündigte Franz Josef Strauß, dass "aus den bayerischen Bergen die Rettung kommt". Nun hat sich diese Prophezeiung endlich erfüllt. Ein Weck­ruf aus dem Fichtelgebirge rüttelt die EKD auf.

Vor vierzig Jahren verkündigte Franz Josef Strauß, dass "aus den bayerischen Bergen die Rettung kommt". Nun hat sich diese Prophezeiung endlich erfüllt. Ein Weck­ruf aus dem Fichtelgebirge rüttelt die EKD auf. So hat der Pfarrer von Erkersreuth (607 m) mit dem von Rü­denhausen, das tiefer liegt, in der Zeitschrift Confessio Augustana einen "einzigartigen Vorgang in der Kirch­engeschichte" aufgedeckt: Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider habe "offen in Frage gestellt, dass das trinitarische Bekenntnis auf biblischer Grundlage steht".

Donnerwetter, was ist denn schon wieder in Hannover passiert?

In einem Interview mit idea, in dem es auch um die Jungfrauengeburt ging, hatte Schneider erwähnt, nach dem Markusevangelium habe "Gott Jesus durch die Taufe als seinen Sohn adoptiert". Und diese Aussage führt von Erkersreuth und Rüdenhausen aus gesehen "ins ökumenische Abseits". Davon hatte Schneiders katholisches Gegenüber, Erzbischof Robert Zollitsch, bisher noch gar nichts gemerkt. Doch jetzt weiß er, woran er mit der EKD ist.

Danke Erkersreuth, danke Rüden­hausen.

Bei der ökumenischen Tragödie, die jetzt enthüllt wird, geht es freilich nicht nur um den amtierenden EKD-Ratsvorsitzenden, sondern auch um seine Vorgängerin. Dass die EKD-Synode Margot Käßmann wählte, habe zu einer "schweren Entfremdung" von der orthodoxen Kirche und anderen Konfessionen geführt, klagen die beiden fränkischen Kirchenmänner. - Und sie haben es auch schwer. Man muss sich nur ein­mal vorstellen: Die Kirchengemeinde Erkersreuth und ihr mannhafter Pfarrer unterstehen einer Regional­bischöfin. Ja, von den sechs regionalen Bischofsämtern der bayerischen Lan­deskirche ist die Hälfte von Frauen besetzt. Dass eine sich die Stelle mit ihrem Mann teilt, ist da nur ein schwacher Trost. Und dann ist Bayerns Lan­des­bischof auch noch verheiratet. Welch eine Zu­mu­tung für Rom und die Ostkirche.

Sollte man den beiden Landpfarrern also empfehlen überzutreten? Nein, das wäre gemein. Denn sie würden vom Regen in die Traufe geraten. Sie würden Katholiken treffen, die die Jungfrauengeburt symbolisch, nicht biologisch ver­stehen und die Frauen wie Margot Käßmann schätzen. Und auch mit der Kritik an leitenden Geistlichen wäre es dann aus. Das mag Rom nämlich gar nicht.

Doch Rettung naht: Aus gut unterrichteter Quelle verlautet, dass Doktor Sarrazin, der Spezialist für schwierige Integra­tionsfälle, zur EKD wechselt und dort seine Erkenntnisse ("alle Pro­tes­tanten teilen ein bestimmtes Gen" - oder waren es nur die Lutheraner?) fruchtbar machen wird.

Jürgen Wandel

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