Erlaubt war alles

Deportation der Deutschen in Siebenbürgen
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Eher wie eine szenische Lesung denn als ein Hörspiel präsentiert der Regisseur Kai Grehn die Hörspieladaption des Romans Atemschaukel der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller.

Siebzehn Jahre ist Leopold Auberg, als er am 3. Januar 1945 nachts um drei in einem Viehwaggon von Siebenbürgen in das sowjetische Arbeitslager Nowo Gorlowka in die ukrainische ­Steppe deportiert wird. "Ich weiß, Du kommst wieder." Dieser Satz seiner Großmutter begleitet ihn die nächsten fünf Jahre. Eher wie eine szenische Lesung denn als ein Hörspiel präsentiert der Regisseur Kai Grehn die Hörspieladaption des Romans Atemschaukel der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller.

Fragiler Gesang

Die Schauspieler Alexander Fehling und Vadim Glowna wechseln sich in der Rolle des Leopold Auberg ab: der Jüngere übernimmt die inneren Monologe aus der Lagerzeit, Glowna spricht aus der Retrospektive, sechzig Jahre danach. Eineinhalb Stunden Hörfassung lassen fünf Jahre des Grauens, des Hungers, der Gewalt und der Entbehrung lebendig werden. Grehn bedient sich dabei der einfachen wie eindrücklichen Sätze Herta Müllers: "Seit sechzig Jahren, seit meiner Heimkehr aus dem Lager, esse ich gegen das Verhungern."

Es sind Sätze wie dieser, die sich tief in das Bewusstsein des Hörenden eingraben und weiterarbeiten. Grehn inszeniert das Hörstück anhand einer gelungenen Auswahl von Szenen. Unterbrochen sind die Monologe und Dialoge nur selten von unterlegten Geräuschen aus dem Lager oder dem Schmauchen der Deportationslokomotive.

Bemerkenswerte Solo- und Chorgesänge mit alten Volksliedern reißen den Hörenden aus der Bedrückung des Lageralltags, kontrastieren mit ihrem fragilen und traurigen Gesang.

Herta Müller: Atemschaukel. Deutsche ­Gramophon, Hamburg 2010, 2 CDs.

Kathrin Jütte

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Kathrin Jütte

Kathrin Jütte ist Redakteurin der "zeitzeichen". Ihr besonderes Augenmerk gilt den sozial-diakonischen Themen und der Literatur.


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