Das Hörbuch ist genau das Richtige, möchte man sich einmal der ganzen Melancholie, die möglicherweise im eignen Herzen schwelt, hingeben. Gedankenverloren lauscht man der angenehmen Stimme Christian Brückners, die die Worte Eichendorffs, Storms und Goethes zum Klingen bringt.
Intensität der Liebe
Der Abend und die Nacht kommen in den Gedichten in unterschiedlichem Gewand daher. Mal als Ruhe, dann als die Zeit, in der die Intensität einer Liebe besonders deutlich in der Seele brennt, zum Beispiel im Gedicht Eduard Mörickes "An die Geliebte". Auch als Metapher für das Lebensende stehen Abend und Nacht. "Der Tod ist die kühle Nacht, das Leben ist der schwüle Tag", heißt es bei Theodor Storm, und Matthias Claudius' Abendlied fehlt ebensowenig wie Johann Wolfgang von Goethes "Über allen Gipfeln".
Um ein wenig den dichten Worten nachzulauschen, ist das Hörbuch mit Abschnitten von Klaviermusik untermalt. Die Pianisten Michael Endres und Herbert Schuch spielen Robert Schumanns Vier Nachstücke sowie ein Adagio von Wolfgang Amadeus Mozart.
Die Sprache von Hölderlin, Schopenhauer und Kloppstock malt funkelnde Gemälde an den nächtlichen Himmel und spricht einem so manches Mal aus der Seele: "Winternacht, es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart. Frost friere mir ins Herz hinein, tief in das heiß bewegte wilde. Dass einmal Ruh mag drinnen sein", beschreibt Nikolaus Lenau die Winternacht. Wohl dem, der seine Empfindungen in solche Worte fassen kann. Allen anderen sei dieses Hörbuch empfohlen.
Christian Brückner liest: Gelassen stieg die Nacht ans Land. Deutsche Abend- und Nachtgedichte. 1 CD. Edition Parlando 2009.
Constanze Broelemann